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Drittes Kapitel: Der Kreis.
Für den Fall einer geraden Linie, aber aucli nur daun,
ist diese Gleichung in Bezug auf x und y linear.
Umgekehrt läßt sich jede Gleichung zwischen zwei Yaria-
beln x und y in dem angegebenen Sinne als die Gleichung
einer Kurve deuten. Denn man kann in einer solchen Gleichung
der einen Yeränderlichen, etwa x, einen beliebigen Wert bei
legen und dann die Gleichung nach der anderen auflösen. Da
durch erhält man ein Wertepaar x, y, das der Gleichung
genügt und das man geometrisch durch einen Punkt mit der
Abscisse x und der Ordinate y repräsentieren kann. Wieder
holt man dieses Yerfahren, indem man x alle möglichen
Werte gibt und jedesmal das zugehörige y berechnet, so erhält
man eine Aufeinanderfolge von Punkten, die sich zu einer Kurve
vereinigen.
Nach diesen Auseinandersetzungen ist z. B. klar, wie man
analytisch die Durchschnittspunkte von zwei durch ihre Glei
chungen gegebenen Kurven bestimmt. Die Koordinaten der
gemeinschaftlichen Punkte müssen den beiden Kurvengleichungen
gleichzeitig genügen, und man erhält sie daher als die gemein
schaftlichen Lösungen dieser Gleichungen. Auf diese Weise
wird das ursprünglich geometrische Problem in ein rein
algebraisches verwandelt.
Wir können nunmehr als das Wesen der analytischen
Geometrie die Anwendung algebraischer Methoden auf die
Untersuchung geometrischer Gebilde bezeichnen. Ihre Aufgabe
besteht darin, Kurven in dem oben definierten Sinne durch
Gleichungen zu repräsentieren und aus den Eigenschaften
dieser Gleichungen die charakteristischen Eigentümlichkeiten
der zugehörigen Kurven zu ergründen.
Drittes Kapitel.
Der Kreis.
§ 32. Die Gleichung des Kreises.
Im vorhergehenden Paragraphen wurde die Gleichung
des Kreises abgeleitet für den Fall, daß der Mittelpunkt zum
Anfangspunkte eines rechtwinkligen Achsensystemes gewählt