Einleitung.
Als Ludwig Hänselmann seine Schrift „Rarl Friedrich Gauß. Zwölf
Äapitcl aus seinem Leben" (Leipzig j$7$, vorher in: Brschw. Anzeigen
j$77 Nr 94—Jö5) vorbereitete, trug er als (Quellenmaterial für seine
Arbeit neben anderm Briefe von und an Gauß und von seinen nächsten An
gehörigen teils in Ur-, teils in Abschrift in stattlicher Zahl zusammen. In
seinem Buche aber, das sich eine Darstellung als Aufgabe gesetzt hatte,
konnten sie nur sehr beschränkt zur Geltung kommen, und so sprach er in
seinen letzten Lebensjahren einmal die Absicht aus, sie noch besonders 311 ver
öffentlichen. Er hat nicht mehr die Zeit dazu gefunden, als dann aber der
I 50. Geburtstag von Gauß herannahte, griff der Unterzeichnete den Ge
danken seines Vorgängers auf. Zu dessen Verwirklichung schreitend hielt er
es für nötig, die mit wenigen Ausnahmen nicht von Hänselmann selbst
angefertigten Driefabschriften noch einmal mit den Urschriften zu ver
gleichen. Zu dem Behuf wandte er sich vorab an Hrn. Carl Gauß in
Hameln, der als Hüter der von seinem Großvater hinterlassenen Faiinlien-
papierc vor so Jahren Hänselmann viele Briefe daraus zur Benutzung
überlassen hatte. Bei diesem fand auch er größtes Entgegenkommen, denn
Hr. Gauß stellte ihm über die zunächst allein erbetenen hinaus auch noch
eine große Menge anderer für die Lebensgeschichte Gaußcns und seiner An
gehörigen, seiner beiden grauen und seiner Rinder, sehr aufschlußreicher,
dazu auch zeit- und kulturgeschichtlich anziehender und bedeutsamer Briefe
zur Verfügung. Deren sorgfältige und daher langwierige, aber auch sehr
lohnende Durchsicht ergab eine Änderung des ursprünglichen Planes, der
dahin gegangen war, die Veröffentlichung im wesentlichen auf die Briefe
Gaußens und seiner ersten Frau an die Braunschweiger freunde und ver
wandten und die wichtigsten seiner Briefe an die zweite Braut und Frau
zu beschränken. Statt dessen ward nun beschlossen, einerseits den Rrcis
weiter 311 ziehen, andrerseits auch mehr in die Tiefe zu gehen. In jener
Hinsicht schien es geradezu geboten, auch die zweite Srau und die Rinder
von Gauß zu Worte kommen zu lassen und sie dadurch — die Tochter
Minna auch durch Briefe ihres Gatten Heinrich Ewald über sie — der
Nachwelt näher zu bringen, in dieser Hinsicht reizte die Fülle von Material
zu dem Versuche, außer dem rein menschlich und biographisch wertvollen
auch das zeitgeschichtlich wichtige aus den Briefen herauszuheben und so
die Menschen vor den Hintergrund ihrer Zeit zu stellen. Mit besonderen:
Nachdruck ist dies in dem den Beziehungen des Ehepaars Gauß zu Braun-
schweig gewidmeten zweiten Abschnitt geschehen, wo vor allem die Er
eignisse und Zustände in Nicdersachsen in den Jahren | $07 bis | $09 wieder
lebendig geinacht werden sollten. Dafür war einmal bestimmend, daß unsere
Veröffentlichung ja als eine Huldigung Braunschweigs für Gauß ge
dacht ist, namcntlid? aber der Umstand, daß gerade der genannte Abschnitt
sich auf eine erfreulich reiche Überlieferung stütze»: kann. Haben sich doch
sowohl ein recht großer Teil der Briefe von Gauß und seiner Frau an die
Braunschwciger Verwandten und Freunde, als auch viele Gegenbriefc aus
Braui:schwcig erhalten, diese — von Hänsclmann nicht berücksichtigt — im