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abnehmen können. Der Mathematiker sieht sich angezogen durch
die eigenthümliche Paarung von Genie und Unbehülflichkeit,
welche in den ersten wissenschaftlichen Arbeiten über dieses
Thema, in den Untersuchungen eines Bradwardin und Re
giomontanus * 2 ), zu Tage treten; er verfolgt mit Spannung die
Versuche, sich aus den Banden des altgriechischen Schematismus
zu befreien und zur Concipirung eines allgemeinen Vielecks-
begriffes durchzudringen, Versuche, die bei Albert Girard
bereits von theilweisem Gelingen begleitet erscheinen 3 ). Die
Scheidung 4 5 ), welche zuerst Kepler’s universeller Blick zwi
schen wirklichen und uneigentlichen Sternpolygonen (in einander
verschränkten Vielecken der ersten Art) getroffen hat, bewirkt
eine bestimmte Fixirung der Disciplin, und so erwachsen all
mählich die analytischen und geometrischen Vorbedingungen,
welche zu Poinsot’s 6 ) Unternehmen, eine streng wissenschaft
liche Theorie der sternförmigen Gebilde zu begründen, erfordert
wurden. Den beiden Abhandlungen, deren wichtigste Ergeb
nisse wir hier in nuce wiederzugeben suchten , war ein so be
stimmtes sachliches Ziel vorgezeichnet, dass eine eingehendere
Berücksichtigung der allenthalben sich aufdrängenden cultur-
historisch wichtigen Nebenbeziehungen sich von selbst verbot.
Die vorliegende Note soll, insoweit diess in der Kürze angeht,
jenen Studien zur Ergärizung dienen.
Wenn von dem mystischen Sinne die Rede ist, welchen die
Vorzeit den Sternvielecken unterlegte, so kann strenge genom
men nur von zwei Individuen gesprochen werden, dem Fünfeck und
dem Sechseck der zweiten Art *); erst spätere Autoren, welche
*) Ist n, die Seitenzahl eines regulären Vielecks, durch das Produkt
aVc^d* . . .
darstellbar, so giebt es
N = T(‘ - t)(> - t)(‘ - tX 1 - t) • • •
5 / 1 \
verschiedene Yielecksartcn. Pur n = 5 folgt daraus N = ^ I 1 — ^ 1—2,
6 / 1 \/ 1 \
für n = 6 dagegen N — -g-l 1 — 1(1 — vrj = 1. Es giebt also
wirklich zweierlei Fünfecke; hingegen ist ein sternförmiges Sechseck (der