Full text: Ziele und Resultate der neueren mathematisch-historischen Forschung

Niemand zweifeln, dassNewton’s berühmte Schrift 3 ) über die 
Curven dritter Ordnung ausschliesslich auf dem geistreichen 
manuellen Verfahren beruht, welches er unter dem Namen des 
„Parallelogramms“ bei anderen Gelegenheiten beschrieben hat*)* 
Giebt man diess zu, wie das u. A. Baltzer 5 ) thut, dann 
braucht man ihm durchaus nicht, wie Chasles 6 ) annimmt, die 
Kenntniss beziehungsweise Anticipation gewisser Poncelet’- 
scher Transversalensätze zuzuschreiben; ja selbst im heimlichen 
Besitze der Variationsrechnung haben ihn gewisse Leute ge 
glaubt 7 ). Je einfacher und kunstloser die Hülfsmittel sind, 
welche man seinem Helden unterlegt, desto näher wird man der 
geschichtlichen Wahrheit kommen. 
Ganz richtig scheint uns eine sonst wohl wenig gekannte 
Abhandlung von Ofterdinger das Wesen jener mystischen 
Analysis der Griechen und speziell des Archimedes zu de 
finirem Derselbe 8 ) stellt sechserlei „analytische“ Hülfsmittel 
auf, als da sind 
I. Die Anwendung der Arithmetik auf die Geometrie, 
II. Die Anwendung der Geometrie auf die Arithmetik, 
III. Die mechanischen Hülfsmittel, 
IV, Die angewandte Mathematik, 
V. Die Analogie, 
VI. Die Induktion. 
In dieser Reihe heben wir besonders Nr. 3 hervor. Sic 
scheint uns die wichtigsten Räthsel höchst naturgemäss zu lösen; 
denn nehmen wir an, dass Archimedes nicht allein mit Lineal 
und Cirkel, sondern vor Allem auch mit der Wage auf Ent 
deckung neuer Theoreme ausgegangen sei, dann kommt uns 
manche derartige Auffindung ganz erklärlich vor. Dann ver 
legen wir, wie es sich gehört, Archimed’s eigentliche Stärke 
in die so höchst energische Beweisführung, dann erst wird es 
uns einleuchtend, wie er sich in den Besitz metrischer Bezieh 
ungen , die nun einmal nicht an sich klar sind, zu setzen ver 
mochte. Das berühmte Theorem besonders, welches die Kugel 
oberfläche mit dem Inhalt eines Hauptkreises vergleicht, kann 
er unserer festen Ueberzeugung nach nur auf einem solchen rein 
mechanischen Wege herausgebracht haben. So sagt auch Ger 
hardt 9 ) sehr mit Recht von den Lehrsätzen der antiken Geo 
meter: „Sie fanden dieselben nicht allein auf dem Wege der
	        
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