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ten lediglich als Conservatoren, von den Indern wusste man so
gut wie nichts. Und doch überbieten deren Leistungen diejeni
gen des grossen griechischen Arithmetikers entschieden. Denn
einmal war es diesem durchaus nicht um Methoden zu thun,
er fasste die unbestimmte Analytik vielmehr blos als ein geist
reiches Räthselspiel auf, und selbst einem so höchst erfahrenen
Methodiker, wie Nesselraann 2 ), fiel es schwer, eine Anzahl
leitender Gedanken dem Meere detaillirter Lösungsversuche ab
zugewinnen. Charakteristisch wie immer fasst Hankel 3 ) sein
Gesaramturtheil in den treffenden Worten zusammen: „Dio-
phant blendet mehr, als er erfreut. Er ist in bewunderns
würdigem Grade klug, gewandt, scharfsinnig, unermüdlich, aber
weder gründlich noch tief in das Innere der Sache eindringend.“
Wo würde z. B. jetzt ein Mathematiker, wenn alle sonst erprob
ten Kunstgriffe fehlschlagen, ganz andere und zur Gewinnung
des erwünschten Resultates bequemere Constanten in seine
Rechnung einzuführen sich unterstehen, wie er diess zu verschie
denen Malen thut. Allein zudem scheint zwischen seiner und
der modernen Auffassung zahlentheoretischer Probleme ein fun
damentaler Unterschied zu bestehen, dessen Wesen Hankel
allerdings berührt hat 4 ), der aber gleichwohl nicht hinlänglich
gewürdigt zu werden scheint; und doch bedeutet er nichts weni
ger als einen inferioren Standpunkt der diophanteischen Analysis.
Diese verlangt nämlich blos rationale Lösungen und fällt also
strenge genommen gar nicht in’s Bereich unserer heutigen Zah
lentheorie — denn diese betrachtet nach der massgebenden De
finition von Gauss 5 ) ausschliesslich „omnes disquisitiones ge
nerales de numerorum integrorum affectionibus propriis.“ Jeden
falls wird man gestehen müssen, dass bei dem so ungleich häu
figeren Yorkommen der Rationalzahlen — sie verhalten sich der
Anzahl nach zu den Ganzen wie oo 2 : oo — Diophant un
gleich leichter eine Auflösung finden konnte, als diess unter den
für uns gültigen erschwerenden Bedingungen der Fall ist.
In dieser Beziehung nun haben die schönen Untersuchungen,
selbstständigen zahlentheoretischen Leistungen auf zwei Seiten des Hank er
sehen Werkes untergebracht werden konnten 1 ). Nur T habet-b en-Cor-
rah’s Methoden zur Auffindung „vollkommener“ Zahlen machen eine dafür
um so ehrenvollere Ausnahme,