Full text: Ziele und Resultate der neueren mathematisch-historischen Forschung

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welche wirStrachey und Colebrooke verdanken, wesentlich 
Neues zu Tage gefördert. Der Standpunkt der indischen Mathe 
matiker gegenüber der unbestimmten Analytik war ein ganz 
anderer als der des Diophant und so ziemlich ganz der uns 
jetzt geläufige. Auch die Inder Messen blos ganzzahlige Werthe 
zu. Ferner aber bedienten sie sich zur Auflösung der Con- 
gruenzen ersten und theilweise auch zweiten Grades gewisser 
Methoden, die erst weit später der Scharfsinn occidentalischer 
Analytiker selbstständig auffand. 
Die unbestimmte Gleichung ersten Grades 
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wird seit Bachet de Meziriac gewöhnlich durch einen ganz 
mechanischen recurrenten Process aufgelöst, der bereits in der 
Yijaöanita Bhascara’s beschrieben wird und bei astronomisch 
chronologischen Aufgaben vielfach mit Yortheil angewandt wor 
den zu sein scheint. Eine sehr genaue Darstellung dieses Ver 
fahrens kann man beiArneth 6 ) nachsehen, dessen Werk über 
haupt in der Geschichte der indischen Mathematik seinen Glanz 
punkt aufzuweisen hat. Er scheint jedoch eine Thatsacbe nicht 
bemerkt zu haben, welche uns bei eigenen Studien über die 
Geschichte der Kettenbrüche 7 ) interessant genug erschien*), die 
Thatsache nämlich, dass die Inder nicht bei dieser praktisch 
sehr bequemen aber doch immer auf Tatonniren hinauslaufenden 
Methode stehen blieben, sondern sie wesentlich vervollkommneten. 
Hankel hat die nämliche Wahrnehmung gemacht; jene primi 
tivste Rechnungsweise, sagt er 8 ), „ist zu einem von den Brah- 
manen „Zerstäubung“ genannten Algorithmus verarbeitet worden, 
welcher sich von der Entwickelung von ~ in einen Kettenbruch, 
b 
auf welche man seit Euler jene Auflösung zurückführt, nicht 
unterscheidet“ **). Für die unbestimmten Gleichungen ersten 
*) Wir verdanken die erste Anregung zu den bezüglichen Nachforschun 
gen einer brieflichen Bemerkung von Herrn Prof. Cantor. 
**) In der mathematischen Sektion der während des diessjährigen Herbstes 
in Rostock zusammengetretenen Philologen - Versammlung soll Herr Prof. 
Matthicssen einen Vortrag gehalten haben, welcher sich über die hier 
berührten und verwandte Punkte verbreitet; Näheres über denselben haben 
wir bis jetzt noch nicht in Erfahrung gebracht.
	        
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