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die Yolksstimme mit Vorliebe die Anfertigung solcher Maschinen
zu; der redende Kopf des Albertus Magnus und die eiserne
Fliege des ßogiomontanus legen dafür Zeugniss ab 1 ). Frei
lich waren beide Männer im Sinne ihrer Zeit solcher Leistungen
fähig, denn Albert 2 ) besass, wie sein Versuch eines „Kosmos“
beweist, eine unvergleichlich grössere Summe naturwissenschaft
licher Kenntnisse und Ideen, als sonst Irgendjemand dazumal,
und Johann M filier’s mechanische Werkstätte zu Nürnberg
suchte ihres Gleichen. Damals also hielt man die Verfertigung
derartiger Kunstwerke für etwas so Grosses, dass nur die Besten
sich an solches Unternehmen wagen durften, und in diesem
Sinne war der Standpunkt jener Jahre immerhin ein richtigerer,
als derjenige der beiden folgenden Säcula, wo die Anfertigung
eines „perpetuum mobile“ für etwas ziemlich Gewöhnliches gel
ten konnte.
Einen historischen Abriss über die wichtigsten Versuche
dieser Art giebt uns Muncke 3 ). Man erkennt daraus, dass
dieselben ziemlich um jene Zeit häufiger zu werden begannen,
in welcher ihr gefährlichster Feind entstand. Denn von dem
Momente ab, wo Amontons durch Experiment, Bilfinger
durch Kechnung Gesetz und Grösse des Reibungswiderstandes
zu untersuchen begonnen hatten 4 ), musste man erkennen, dass
auch die sorfältigste Arbeit des Künstlers den Einfluss einer
solchen stetig wirkenden Kraft niemals vollständig zu paralysi-
ren vermöge.
Seitdem man weiss, dass Arbeit und Wärme äquivalente
Begriffe sind, hat man die Frage nach dem perpetuum mobile
noch unter einem ganz anderen Gesichtspunkte betrachten ge
lernt ; man sieht ein, dass einer ununterbrochenen Arbeitsleistung
der allmälige Verbrauch alles vorhandenen Wärmevorrathcs ent
gegen stehen würde. Strebt ja doch nach der Ansicht eines
der ersten unter den Vertretern der mechanischen Calorik, Wil
liam Thomson’s 6 ), sogar das vollkommenste perpetuum mo
bile, unser Sonnensystem, einem Endzustände allgemeiner Er
starrung zu.
1) Kästner, Gesell, d. Math. 2. Band. S. 111.
2) Jessen, Der Kosmos in Deutschland, Deutsche Vierteljahrs-Schrift,
31. Jahrg. S. 279 ff.