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3) Geliler’s physikalisches Wörterbuch, 2. Aufl. 7. Baud, Leipzig 1833.
S. 421 ff.
4) J. C. Fischer, Geschichte der Naturlehre, 4. Band, Göttingen 1803.
S, 147 ff.
5) H. J, Klein, Entwickelungsgeschichte des Kosmos, Braunschweig
1870. S. 53.
Note 14.
Die erste Fixirung eines Parallelensatzes dürfte aller Wahr
scheinlichkeit nach in jene frühe Periode fallen, welche zuerst
den bis dahin mündlich tradirten Lehrstoff in eigentliche Com
pendien zusammenfasste; aus diesen erwuchs dann später das
System Euclid’s, welches diese vorbereitenden Leistungen der
gestalt in den Hintergrund drängte, dass kaum noch die Namen
einzelner Verfasser auf uns gekommen sind. Bekanntlich hat
dann Euclides in seinem viel umstrittenen elften Axiom die
Basis der Parallelonlehre zu begründen gesucht. Lange Zeit
hindurch hat die hohe Ehrfurcht, mit welcher man auf Namen'
und Werk des ehrwürdigen Alexandriners blickte, diese Grund
lage unangetastet gelassen, obgleich man bei wachsender kriti
scher Erkcnntniss sich dem Gefühle nicht zu verschliessen ver
mochte, dass dieses sogenannte Axiom mit den übrigen Grund
sätzen des ersten Buches sehr wenig Aehnlichkeit verrathe. Den
ersten Versuch, die einzige bekannte Vorlage durch Besseres zu
ersetzen, machte ein Araber, der sonst als Astronom bekanntere
Nasr-Eddin (f 1274) ^; aber wenn demselben auch Gewandt
heit und Geist nicht abgesprochen werden kann, so wird man
ihn doch ebensowenig einen gelungenen nennen dürfen. Princi
pien ward die Euclid’sche Lehre durch die geistreiche Ver
allgemeinerung von Desargues umgestossen, welcher zuerst 2 }
den Begriff uneigentlicher (unendlich entfernter) Punkte in die
Wissenschaft einführte, ohne dass, doch Mit- und Nachwelt von
dieser Bemerkung die gebührende Notiz genommen hätte. Um
die Mitte des vorigen Jahrhunderts endlich begann die bisher
nur unbestimmt durchgefühlte Ahnung, dass die altgriechische
Parallelentheorie einer durchgreifenden Umgestaltung bedürfe,
eine festere Gestalt anzunehmen, und nun schossen die Verbes
serungsversuche gleich Pilzen aus dem Boden. Es kann nicht
von uns gefordert werden, eine Darstellung dieser sämmtlichen