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In der Hoffnung, daß dieses Brieflein noch vor mir hei Ihnen
ankommt und daß Ihnen meine schleunige Ankunft in diesen Tagen
nicht lästig ist, verspare ich alles weitere bis dahin und füge nur
noch herzliche Empfehlungen an die lieben Ihrigen bei.
Ganz der Ihrige
Gerling.
Nr, 69, [Gerling an Gauß.]
Kassel, den 19. Oktober 1815.
Mit dem herzlichsten Dank für Ihre freundliche Aufnahme
benachrichtige ich Sie, teuerster Herr Professor, heute von meiner
gestrigen glücklichen Rückkehr. Es ging mit meinem Pferd auf dem
Rückwege viel besser als auf dem Hinwege; auch fehlte es mir nicht
an Unterhaltung, da unterwegs der 18. Oktbr. ziemlich lebendig
gefeiert wurde, so daß ich fast überall vergnügten Bauern, zum Teil
in großen Haufen mit Fahnen, Trommeln und Pfeifen begegnete.
Gegen Abend sah ich rundum schon hin und wieder bedeutende
Bergfeuer entstehen. Hier in Kassel war auch alles sehr lebendig
und ich wohnte noch mit meiner Mutter nach 7 Uhr der Anzündung
des großen Holzstoßes bei. —
Mein Töchterlein machte mir bei meiner Rückkehr viel Freude,
indem sie auf ganz unzweideutige Weise ihr Vergnügen über mein
Wiedererscheinen zu erkennen gab; auch erzählte mir meine Frau
mehrere kleine Züge von ihr, wodurch sie während meiner Ab
wesenheit zu erkennen gegeben hat, daß sie mich vermißte.
Soeben habe ich Briefe von Lindenau und Nicolai erhalten.
Der erstere fordert mich zur Teilnahme an der neuen Zeitschrift
auf und bittet mich fürs erste um eine Notiz über die Sonnen
finsternis von 1816, die ich also nächstens vornehmen werde, obwohl
ich dabei die Scheu vor Mondsörtern überwinden muß. Nicolai gibt
sich leider die Mühe, mir ausführliche Nachricht von seiner Rech
nung über die Vestaopposition zu geben, um zu zeigen, daß die
Differenz in der Opposition nicht ihren Grund in einem von ihm
gemachten Rechnungsfehler haben könne. Ich werde in den
nächsten Tagen meinen bei der Aberration begangenen Fehler ver
bessern und Ihnen sodann mein verbessertes Resultat vorlegen.
Empfehlen Sie mich Ihrer lieben Frau recht herzlich und
danken ihr in meinem Namen für ihre gütige Aufnahme. Grüßen
Sie alle Kinder von mir herzlich.
Mit der Bitte, daß Sie mir Ihre auch diesmal so deutlich be
wiesene Liebe und Gewogenheit erhalten mögen, schließe ich heute.
Ganz der Ihrige
Gerling.