Full text: Briefwechsel zwischen Carl Friedrich Gauss und Christian Ludwig Gerling

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Stellung davon zu haben. Dazu mag nun bei dieser Sonnenfinsternis 
folgendes dienen: 
1. ) Für den Anfang der Finsternis zeichne man sich einen Kreis 
von beliebigem Halbmesser, welcher die Sonnenscheibe vorstellt; 
ziehe in demselben einen Durchmesser, welcher die durch den 
Mittelpunkt der Sonne auf unsern Kasselschen Horizont senkrecht 
gedachte Linie vorstelit; bezeichne seine Endpunkte mit Oben und 
Unten; trage an diesen Durchmesser einen Halbmesser, welcher mit 
dessen oberen (oder nördlichen) Teile nach der rechten (oder west 
lichen) Seite hin einen Winkel von 28 Grad macht; — der so 
erhaltene Punkt des Umfangs wird den Punkt der Sonnenscheibe 
abbilden, wo der Anfang der Finsternis zu erwarten ist. 
2. ) Für die größte Finsternis beschreibe man einen Kreis, dessen 
Halbmesser 2 Zoll 6 Linien zwölfteiliges Maß hält und der die Sonne 
vorstellt; ziehe wieder einen Durchmesser von oben nach unten; 
setze einen Halbmesser an ihn, der mit seinem oberen Teile nach der 
linken (östlichen) Seite hin einen Winkel von 36 Graden macht; 
bezeichne auf diesem Halbmesser den Punkt, der um TV2 Linien vom 
Sonnenmittelpunkt ansteht und der den Mondsmittelpunkt vor 
stellt, und beschreibe aus diesem Punkte mit einem Halbmesser 
von 2 Zoll 6V2 Linien auf der Sonnenscheibe einen Kreisbogen, der 
den Rand der dunklen Mondscheibe vorstellt; — die übrigbleibende 
sichelförmige Figur bildet den noch übrigbleibenden Teil der 
Sonne ab. 
3. Für das Ende verfahre man wie beim Anfang, nur daß der 
anzutragende Halbmesser mit dem oberen Teile des senkrechten 
Durchmessers nach der linken (östlichen) Seite hin einen Winkel 
von 116 Graden machen muß; — so wird man eine Abbildung des 
Punktes erhalten, wo zuletzt noch am Sonnenrande etwas vom 
Mond sichtbar ist. 
Gerling. 
Nr. 79. 
[Gauß an Gerling.] 
G., den 5. März 1816. 
Recht sehr danke ich Ihnen, liebster Gerling, für Ihre inter 
essanten Mitteilungen, die Sonnenfinsternis betreffend. Ich bin sehr 
dafür, daß Sie einen kleinen Aufsatz darüber an Bode schicken, 
um durch die Berliner Zeitung die Liebhaber im Preußischen zur 
Beobachtung der totalen Finsternis aufzufordern, und zwar noch 
aus einem besonderen Grunde. Es ist nämlich, wie mir mein 
Schwager geschrieben hat, die Professur der Akademie in Greifs 
wald vakant. Ich habe schon vor sechs Wochen deswegen an Bode 
geschrieben und ihn dringend aufgefordert, womöglich dazu mit 
zuwirken, daß Sie zu dieser Stelle voziert werden. Ich hatte anfangs
	        
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