Full text: Briefwechsel zwischen Carl Friedrich Gauss und Christian Ludwig Gerling

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arbeitung vornehmen, wenn ich nicht schon jetzt einsehen könnte, 
daß ich, seihst mit Zurücksetzung aller andern Privatstudien, doch 
mit dem Sammeln der Materialien, dem Studieren der Sache und 
der Rechnung bei meiner so sehr beschränkten Zeit in dem 
kommenden Jahre nicht fertig werden würde. 
Da das Wetter in den letzten Tagen doch die Beobachtung der 
Vestaopposition zu begünstigen scheint, so lassen sich ja wohl 
Beobachtungen hoffen. Dürfte ich Sie bitten, mir dieselben zur 
Berechnung der Opposition und Ephemeride mitzuteilen? 
Dieser Brief ist wahrscheinlich der letzte, den ich in diesem 
Jahre Ihnen zu schreiben so frei bin. Ich wünsche von Herzen 
Ihnen und den lieben Ihrigen einen frohen Jahreswechsel und ein 
glückliches neues Jahr. Erhalten Sie Ihre Liebe und Gewogenheit 
Ihrem herzlich ergebenen 
Gerling. 
Nr, 93, [Gauß an Gerling.] 
Göttingen, den 3. März 1817. 
Ich muß sehr auf Ihre Verzeihung bitten, liebster Gerling, 
daß ich Ihre beiden Briefe so lange unbeantwortet gelassen habe, 
um so mehr, da die Ursache dieser Verzögerung selbst wieder Ent 
schuldigung bedarf. Ich hatte nämlich Ihren kleinen Aufsatz, die 
indirekte Auflösung der bewußten Aufgabe etc. betreffend, bei 
meinem Umzuge unter andere Papiere verkramt und konnte sie 
trotz des angestrengtesten Suchens nicht wiederfinden. Erst vor 
wenigen Tagen ist mir dies endlich durch einen glücklichen Zufall 
gelungen, und ich eile daher, Ihnen denselben zurückzusenden, 
um so mehr, da ich unmöglich unsern Dr. Tittel, ohne ihm einige 
Zeilen an Sie mitzugehen, nach Kassel abreisen lassen kann. Ich 
denke, Sie lassen den Aufsatz ganz unverändert abdruckenf 1 ]. 
Einige kleine Abänderungen, die ich in der Form der indirekten 
Auflösung sowohl dieser Aufgabe als der andern, wo Höhen 
beobachtet sind, anbringe, sind teils nicht so sehr erheblich, teils 
würde mir heute auch die Zeit zu kurz werden, sie hier anzugeben, 
ich finde wohl sonst einmal Gelegenheit dazu. So muß ich auch 
zu meiner Beschämung bekennen, daß ich noch nicht dazu ge 
kommen bin, die Stelle in Schubert nachzulesen: wahrscheinlich 
werden Sie selbst schon längst damit im reinen sein; sollte dies 
aber nicht der Fall sein, so zeigen Sie es mir an, und ich werde 
sehen, ob ich etwas zur Aufhellung beitragen kann. Hingegen die 
Stelle im Jahrbuch 1819, Brandes über Stephan Lee, habe ich nach- 
C 1 Erschien als Univ. • Programm beim Antritt der Marburger Professur unter 
dem Titel: „Problema astronomicum: elevationem poli tempusque determinandi per 
aequales stellarum fixarum altitudines, modo indirecto solutum“, 1817.]
	        
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