Full text: Briefwechsel zwischen Carl Friedrich Gauss und Christian Ludwig Gerling

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etwa nach drei oder vier Wochen, Ihrer gütigen Einladung folgen 
zu können, worauf ich mich sehr freue. 
Mit meiner jetzigen Wohnung bin ich im ganzen wohl zu 
frieden. Sie hat freilich ihre Unbequemlichkeiten, ist aber doch 
viel besser als ich sie vorher, ehe wir eingezogen waren, hielt, und 
es sind auch darin noch einige kleine Veränderungen auf mein 
Anhalten gemacht worden. 
Tittel hat mir Triesneckers Tod angezeigt. Sollten dadurch 
vielleicht Veränderungen entstehen, bei denen ich hoffen dürfte, 
mit der Zeit auch zum Ziele zu gelangen? — Von Greifswalde 
scheint ja alles still zu sein. — 
Empfehlen Sie mich doch den Ihrigen aufs beste und erhalten 
Ihre Liebe und Gewogenheit 
Ihrem 
Gerling. 
Nr. 95. [Gerling an Gauß.] 
Kassel, den 19. März 1817. 
Schon wieder bin ich so frei, Ihnen zu schreiben und Ihnen 
im Vertrauen auf Ihre mir so oft bewiesene Liebe und Teilnahme 
eine Bitte um Ihren Rat in einer mir vielleicht wichtig werdenden 
Angelegenheit vorzutragen. 
Vor einigen Tagen wurde ich nämlich bei einem zufälligen 
Zusammentreffen mit dem Geheimen Referendar Rommel (dem 
selben, der vor einem Jahre etwa der hiesigen Sternwartenangelegen 
heit sich annehmen wollte) und einem andern Bekannten, dem 
Kriegsrat Knatz (der in den Privatangelegenheiten des Kurfürsten 
größtenteils arbeitet und vielleicht einen gewissen nichtoffiziellen 
Einfluß bei ihm hat), von beiden ernstlich ermuntert, mich um 
die durch Munckes Abgang in Marburg vakant gewordene Pro 
fessur zu bewerben. — Daß dort eine Vakanz eingetreten sei, 
wußte ich früher, ich glaubte aber zu einer Bewerbung um diese 
Stelle nicht befugt zu sein, vorzüglich deswegen nicht, weil ich 
weiß, daß Muncke dort außer den mathematischen Gegenständen 
besonders Experimentalphysik gelesen hat, ein Fach, in welches 
ich mich erst ganz hineinarbeiten müßte, wozu ich mich also nicht 
anbieten zu dürfen glaubte. 
Da indessen nun dieser äußere Umstand mich anregte, so 
glaubte ich, daß die Sache wenigstens eine sehr reifliche Ueber- 
legung erforderte, zumal da noch hinzukam, daß Rommel mir im 
Vertrauen sagte, daß er aus Briefen von Marburg wisse, daß man 
meine Bewerbung dort gern sehen würde, und mich darauf auf 
merksam machte, daß dies vielleicht ein Mittel sein könnte, mit 
der Zeit in eine astronomische Tätigkeit zu kommen; denn in 
diesem Augenblick sei freilich in Marburg für Astronomie nichts 
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