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Nr. 110. [Gerling an Gauß.]
Marburg, den 22. Novbr 1818.
Herzlichen Dank sage ich Ihnen für Ihren freundlichen Brief
vom 25. August, der richtig bei mir angekommen ist. (Hr. Prof.
Hausmann scheint ihn unterwegs einem anderen Reisenden mit
gegeben zu haben, denn ich erhielt ihn aus dem Posthause, wo
man ihn von einem dänischen Grafen wollte erhalten haben.)
Ich danke für die ausführlichen Nachrichten von dem
Repsoldschen Kreise und freue mich auf die Nachricht darüber in
den G. G. A., die ich noch nicht habe zu Gesicht bekommen können.
(Es geht damit in unseren hiesigen Lesezirkeln so langsam, daß
ich jetzt erst die Maistücke gelesen habe.) Aus dieser Nachricht
wird mir hoffentlich auch der Punkt noch klar werden, der, wie
ich glaube, mir nun allein noch undeutlich ist, wie man sich
nämlich versichern kann, daß die Libelle (oder ihre Tangente)
parallel mit der Gesichtslinie des Fernrohres ist.
Vielen Dank für die gütigen Mitteilungen über Faktoren und
Primzahlen, ich habe bereits diese Materien in den Lorenz hinein
verarbeitet. Ich finde übrigens bei der Arbeit selbst, daß das
Unternehmen schwerer ist und mehr Zeit erfordert, als ich mir
gedacht hatte. Jetzt bin ich noch nicht mit der Bruchrechnung
fertig. Freilich finde ich auch im Anfang am meisten zu ver
bessern. In der Geometrie habe ich immer beim Unterricht
weniger zu ändern gebraucht. Erlauben Sie mir noch eine Frage
über diese Arbeit. — Meines Wissens ist die Konstruktion des
Siebzehnecks noch in keinem Elementarwerk vorgetragen. Ihre
Betrachtungen darüber in den Disq[isitiones] Ar[ithemeticae] ver
stehe ich nicht, weil ich die priora nicht weiß. Gibt es eine Kon
struktion dafür, die sich in ein Elementarwerk paßt, so würden Sie
mich sehr verbinden, wenn Sie meine Ausgabe des Lorenz damit
zitieren wollten. — Ich würde für diesen Fall dann noch die zweite
Bitte hinzufügen, mir die historischen Notizen über diese Ihre
Entdeckung, die Sie zur Bekanntmachung dabei für geeignet halten,
mitzuteilen.
Beigehend übersende ich Ihnen eine kleine Abhandlung über
mein neues Hütchen für die Magnetnadel, die ich vor 14 Tagen
in unserer Naturforschenden Gesellschaft vorgelesen habet 1 ], und
bitte Sie um Ihr Urteil darüber. Soviel ich bis jetzt sehe, glaube
ich, daß es seinen Zweck vollkommen erfüllt. Auch kann ich mir
bei der gewissenhaftesten Überlegung nicht denken, daß ich meine
Fehler mit in die Resultate hineingemessen hätte. Indessen ist
freilich das, was in dieser Abhandlung steht, erst das A eines
Alphabets, was nach und nach noch durchgearbeitet sein will, und
werde ich diese Gegenstände aufs neue vornehmen, sobald ich