Full text: Briefwechsel zwischen Carl Friedrich Gauss und Christian Ludwig Gerling

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Die neue Universität zu Bonn scheint der unserigen Abbruch 
tun zu wollen. Wurzer und Mackeldey sind dorthin voziert und 
werden, wie ich höre, Weggehen; wahrscheinlich sind das aber 
nicht die einzigen, die uns dadurch entzogen werden. 
Ich weiß nicht, ob ich Ihnen bereits geschrieben habe, daß ich 
mich wegen eines Spiegelkreises an Utzschneider gewandt habe. 
Ich habe ihn vorläufig um Nachricht und Anschlag gebeten, zu 
gleich auch eine Bestellung von einem Glasdach, einem achromati 
schen Prisma usw. gemacht, aber seit dem 12. Aug[ust] noch immer 
vergeblich auf Antwort gewartet. 
Ich schließe hier heute mit herzlichen Empfehlungen an Ihre 
Frau Gemahlin und mit der Bitte um die Fortdauer Ihres An- 
denkens und Ihrer Liebe. Ganz der Ihrige 
Gerling. 
P. S. In der Anlage, die ich Hrn. Prof. Harding zu geben bitte, 
teile ich demselben ein paar dürftige Beobachtungen von einer 
Sternbedeckung u[nd] e[iner] Sternschnuppe mit. 
Nr. 111, [Gauß an Gerling,] 
Göttingen, den 6. Januar 1819. 
Sie haben mir wohl gezürnt, liebster Gerling, daß ich Ihr Ver 
langen, Ihre Abhandlung Ihnen noch im vorigen Jahre zurück 
zusenden, nicht erfüllt habe. Teils wünschte ich, Ihnen über die 
Polygone die nötige Auskunft zu geben, allein immer konnte ich 
dazu keine Muße gewinnen, indem besonders die praktischen 
Arbeiten fast alle Zeit absorbieren. Teils hoffte ich, Ihnen ein 
Exemplar meiner Vorlesung über die Attraktion elliptischer 
Ringet 1 ] beifügen zu können, welche auch manches andere Ihnen 
wohl Interessante enthält, z. B. die ersten Linien meiner arith 
metisch-geometrischen Mittel; allein obgleich ich diese Vorlesung 
bereits vor einigen Wochen zur Korrektur gehabt, habe ich doch 
noch immer keine Abdrücke erhalten. Länger darf ich nun aber 
mit meiner Antwort nicht zögern. 
Zuvörderst danke ich verbindlichst für die Mitteilung Ihres 
Aufsatzes, den ich mit vielem Vergnügen gelesen habe. Ihre 
Resultate sind merkwürdig, und ich wünsche sehr, daß Sie diese 
Versuche weiter fortsetzen mögen. 
f 1 Gemeint ist die Abhandlung: „Determinatio attractionis quam in punctum 
quodvis positionis datae exerceret planeta si eius massa per totam orbitam ratione 
temporis quo singulae partes describnntur uniformiter esset dispertita.“ 
Sie erschien in den Cokdi. soc. reg. scient. Gott. ree. Bd. IV, Göttingen 1818, wieder- 
abgedrnckt in Gauß’ Werken, Bd. III, S. 331—355. 
Gauß’ Anzeige dieser Abhandlung findet sich in den Gott. Gel. Anz., Stück 24, vom 
9. Februar 1818, Seite 233—237. Wiederabgedruckt in Gauß’ Werken, Bd. III, Seite 
357—360.]
	        
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