stellte ihm meine Verlegenheit vor und bat dringend, mir nur in
ein paar Zeilen Antwort zu geben, damit ich wisse, wie die Sache
stehe; demungeachtet habe ich bis diesen Augenblick keine Ant
wort. Darf ich nun wohl so frei sein, Sie zu ersuchen, daß Sie sich
der Sache annehmen, in einem Ihrer Briefe an U [tzschneider] ihm
meine Ihnen geschilderte Verlegenheit melden und ihn auffordern,
mich nur mit zwei Worten zu benachrichtigen, wie ich mit dieser
Sache daran bin? — Ich muß jetzt Ende Dezbr. wieder an die Uni
versität berichten und wieder sagen, daß ich meinen Fonds zum Teil
aufgespart habe für einen Zweck, über dessen Ausführbarkeit ich
keine Rechenschaft ablegen könnte, weil ich auf meine Briefe keine
Antwort erhalten, wenn ich bis dahin nicht Nachricht erhalte.
Mein Jahrgeld hat sich nun von 150Talern auf 200 Taler erhöht,
indem nach Gundlachs Tode, der die geodätischen Instrumente
unter seiner Aufsicht hatte und 50 Taler jährlich dafür, diese In
strumente nebst ihrem Fonds mit dem Kabinett, dem ich vorstehe,
wieder vereinigt sind.
Die Berechnung der Sonnenfinsternis von 1820 habe ich auch
wieder vorgenommen; ich habe etwa ein Dutzend Oerter in Deutsch
land genau berechnet, auch Interpolationsformeln (ähnlich den
Littrowschen) daraus abgeleitet, und muß nun noch den Streifen,
wo die ringförmige Finsternis auf hört, genau ahleiten. Inzwischen
hat mir Posseltf 1 ] geschrieben, daß er sich auch damit beschäftige,
und mich um Mitteilung meiner Elemente gebeten, worauf ich ihm
dann alles ausführlich geschickt habe. — Wo ist aber jetzt der Ort,
um dergleichen, was doch für das Publikum bestimmt ist, bekannt
zu machen? —
Indem ich alles mich persönlich Betreffende der mündlichen
Relation meines Bruders überlasse, empfehle ich mich Ihnen aufs
beste und bitte um herzliche Grüße an die liehen Ihrigen. Behalten
Sie ferner lieb T1
Ihren
Gerling.
Nr. 116. [Gerling an Gauß.]
Marburg, den 23. Mai 1820.
Verehrtester Herr Hof rat!
Recht lange habe ich Ihnen nicht geschrieben. Diese Zögerung
entstand zum Teil mit aus dem Wunsche, Ihnen doch etwas von
meiner Arbeit mitschicken zu können.
Sie erhalten hier beiliegend nun einen kleinen Aufsatz über
die Sonnenfinsternis vom 7. Septbr., den ich endlich nach tausend
Unterbrechungen zustande gebracht habe. Mit Übersendung des-
p Posselt, Johannes Friedrich, geh. 1794, gest. 1823; Prof. d. Math, u, Astro
nomie a. d. Univ. Jena.]