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matik vor 36 Zuhörern, ein numerus, der für unsere bisherigen
Verhältnisse ganz bedeutend ist; zehn Zuhörer nehmen an der prak
tischen Geometrie und den damit verbundenen Übungen teil; ein
öffentliches Kollegium über Buchstabenrechnung und erste An
fangsgründe der Algebra ist mit etwa 28 besetzt. Außerdem habe
ich noch zwei andere Vorträge, ein Repetitorium über Physik und
die Kegelschnitte, welche ich eigentlich versuchsweise ankündigte,
mit sechs und vier Zuhörern besetzt. Dadurch habe ich freilich
für diesen Sommer recht viel zu tun, so daß meine Zeit fast aus
schließlich auf Unterricht verwandt wird; ich halte es aber für
Pflicht, den zur Mathematik Neigung fassenden jungen Leuten
nach allen meinen geringen Kräften entgegenzukommen und be
ruhige mich durch diesen Gedanken bei dem mir manchmal
drückenden Gefühl des Mangels an eigener Privatbeschäftigung.
Mit meinem Lorenz ist es bis jetzt sehr langsam gegangen,
doch ist der 18. Bogen unter der Presse, und da die ersten 12 bis
14 Bogen schon im Buchladen zu haben sind, so lese ich diesen
Sommer darüber, in der Hoffnung, etwa in zwei Monaten das ganz
vollendet zu sehen.
Meine äußere Lage hat in zweierlei Hinsicht Verbesserung er
fahren, seit ich Ihnen zuletzt schrieb. Zuvörderst ist mir eine freie
Wohnung (die sonst Gundlach inne hatte) eingegeben, die freilich
nicht schön, aber doch gut und brauchbar ist und mich der ferneren
Notwendigkeit, zur Miete zu wohnen, überhebt. Sie wird nun
jetzt erst in Ordnung gebracht, und in etwa vier bis sechs Wochen
denke ich einzuziehen. Ferner ist mir auf meinen Antrag beim
mathematisch-physikalischen Kabinett ein Gehülfe und Aufwärter,
den ich sonst mir selbst halten mußte, beigegeben und mit einer
kleinen Besoldung fixiert worden.
Meine Gesundheit ist, gottlob, in den letzten Jahren recht gut
gewesen und ebenso auch, im ganzen genommen, die meiner
Familie, obwohl es bei den Kindern, deren ältestes bald fünf Jahr
alt wird, das jüngste ein Jahr alt geworden ist, sowie auch bei
meiner Frau an kleinen, vorübergehenden Unpäßlichkeiten nicht
gefehlt hat.
Sie werden mich sehr erfreuen, wenn Sie mir bald einmal Nach
richt von sich und den lieben Ihrigen geben, denen ich mich aufs
herzlichste zu empfehlen bitte.
Behalten Sie ferner in freundschaftlichem Andenken
Ihren Gerling.
Nr. 117. [Gauß an Gerling.]
Göttingen, 26. Juni 1820.
Ich muß Sie, liebster Gerling, recht sehr um Verzeihung bitten,
daß ich Ihren Brief etwas spät beantworte. Ich wünschte Ihnen