Full text: Briefwechsel zwischen Carl Friedrich Gauss und Christian Ludwig Gerling

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vermindern, aber nie aufheben, wenigstens nie Sicherheit geben, 
daß sie aufgehoben ist. Lesen Sie gütigst nach, was ich in dem 
angeführten Blatt gesagt habe. Bessel hat einen ganz ähnlichen 
Meridiankreis erhalten; alle Teile sind gleichsam aus einer Form 
mit dem meinigen gegossen, und doch scheint, nach einigen mir 
von Bessel gemachten Mitteilungen, der Flexionskoeffizient ver 
schieden zu sein. Jedes Instrument ist ein Individuum, und der 
Flexionskoeffizient soll und muß ebensogut durch eigene dazu 
angestellte Beobachtungen ausgemittelt werden wie der Colli- 
mationsfehler. 
Herzlich freue ich mich über die Nachrichten, die Sie mir 
von Ihrem Wohlbefinden und von Ihrer Zufriedenheit [mitteilen] 
und wünsche, daß diese noch immer wachsen möge. 
Stets der Ihrige 
C. F. Gauß. 
Nr, 118. [Gerling an Gauß.] 
Marburg, den 3. Novhr. 1820. 
Zuvörderst meinen herzlichen Dank, verehrtester Hr. Hofrat, 
für Ihren Brief vom 26. Jun. und die durch denselben mir mit 
geteilten Abdrücke von den G. G. A. Auch für einige Berichti 
gungen, die Sie meinem Aufsatz in ein paar von mir nicht gehörig 
beobachteten Punkten beigefügt haben, sage ich Ihnen auf 
richtigsten Dank. — Ihre Beobachtungen der Sonnenfinsternis hat 
Prof. Harding inzwischen die Güte gehabt, mir mitzuteilen. Es 
ist jammerschade, daß das Wetter so wenig günstig war. Auch hier 
habe ich nur das Ende beobachten können; 3 h 56' 51,6" M. Z., was 
ich, soweit sich eine solche isolierte Beobachtung dieser Art ver 
bürgen läßt, für zuverlässig halte. Den Ring habe ich nicht einmal 
gesehen, was um so verdrießlicher mir war, da eine lichte Stelle 
in den Wolken, die mir unter der Sonne wegging., schon ein paar 
hundert Schritt südlich von meiner Wohnung den Ring wenigstens 
auf ein paar Sekunden hat durchblicken lassen. Von anderweitigen 
Beobachtungen kann ich noch folgende beiden mitteilen: 
1.) Prof. Schmidtf 1 ] aus Gießen und Herrenschneider [ 2 ] in 
Straßhurg beobachteten in letzterem Ort: 
Anfang 
Ende 
Rings Anf[ang] 
[Rings] Ende . 
ll> 10' 15" W.Z. 
3h 58' 48" „ 
2h 37' 0" „ 
2h 39' 4" 
[1 Schmidt, Georg Gottlieb, geh. 1768, gest. 1837; Professor der Mathematik und 
Inspektor der Sternwarte a. d. Univ. Gießen.] 
[ 2 Herrenschneider, Johann Ludwig, geh. 1760, gest. 1843; Prof der Mathematik, 
Physik und Astronomie a. d. Univ. Straßburg.]
	        
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