Nr. IS4. 
[Gerling an Gauß.] 
Inselsberg, den 6. Oktbr. 1823. 
Ihren Brief vom 3. Oktbr. habe ich gestern abend vorgefunden, 
als ich, ohne einen meiner Punkte zu Gesicht bekommen zu haben, 
spät nach Hause ging. Der erste Oktbr. ist endlich für mich ein 
guter Tag gewesen. Ich habe die Hauptpunkte öfters und be 
sonders Meißner u[nd] Hohenhagen fleißig angeschnitten. Mein 
Tableau steht vorläufig so: 
(9) Milseburg . . , . A + 
(18) Knill A + 46° 11' 5,0" 
(18) Herkules . . . . A +15° 5' 6,0" 
(28) Meißner . . . . A + 84° 37' 50,4" 
(29) Hohenhagen . . . A -f- 95° 4' 4,0" 
Das Brockenhaus habe ich früher allerdings mitunter gesehen, 
aber undeutlich und unregelmäßig, etwa so: 
Ich schnitt es mit Fleiß nicht an, da mir bekannt war, daß Encke 
schon früher ex professo auf das Haus pointiert, ich zu gewiß darauf 
rechnete, es noch heliotropisch zu bestimmen, und besonders ich 
nach Ihren früheren Aeußerungen glaubte, daß Ihnen mit einem An 
schneiden des Hauses selbst wenig oder gar nichts gedient sein könne. 
— Am 1. Oktbr. hat nun der Gehülfe, der mit einem Fernrohr neben 
mir stehen und jedesmal, ehe ich auslöste, über das Verhalten der 
Heliotrope rapportieren mußte, auch von halber zu halber Stunde 
nach dem Brocken sehen müssen; da sich dort aber bis Abend kein 
Lichte zeigte, das Haus aber gerade noch ziemlich gut zu sehen 
war, nachdem die Heliotrope schon verloschen, so benutzte ich 
noch die Gelegenheit, das Brockenhaus noch viermal mit dem Aal- 
heimer zu vergleichen, welcher durch zehn Beobb. gegen Knill und 
Meißner festliegt; daraus ergibt sich: 
Brocken A + 135° 43' 38,4". 
Am 2,, 3., 4. Oktbr. hat hier nichts als Nebel, Regen und 
Schnee sich sehen lassen. Am 4. abends erhielt ich einen Brief 
von Encke, worin er mir alles, was er früher für Zentrierungen und 
Reduktionen hier gemessen, im Resultate mitteilt und zugleich aus 
diesem und unseren gemeinschaftlichen Messungen nachweist, daß 
die Resultate hinsichtlich der Längen auf 1 / 2300 des Ganzen 
harmonieren. Ich habe nun den gestrigen trüben Tag benutzt, 
um alle diese Punkte nach Enckes Angaben nicht nur aufzusuchen 
(sie sind noch alle da), sondern sie auch samt und sonders an die