Full text: Briefwechsel zwischen Carl Friedrich Gauss und Christian Ludwig Gerling

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a 
Die Preußen standen 1817 auf der Basaltklippe im Mittelp [unkt] 
des später zu errichtenden Signals a. An diesem Standp [unkte] errich 
teten sie später ihren Signalhaum; dieser Baum ging verloren, und 
da errichteten sie 1818 zum Behuf der Winkelmessungen auf dem 
Knill und Inselsberg ihre Pyramide in dem von Zachschen Stand 
punkt b. Reduzierten aber alle ihre Beobachtungen später auf a. 
So daß mein jetziger Punkt von ihrem sehr verschieden ist. Die 
Distanz ab beträgt 10,72 m, der Winkel a b Knill = 49° 55', aus 
den Seiten des Dreiecks berechnet. 
Noch eine Kleinigkeit. Ich sprach gestern abend zufällig noch 
Prof. Herold. Dieser hat damals, als ich die Beobachtung über das 
Einspinnen der Kellerspinnen machte, dieselbe in sein Tagebuch 
eingetragen und sagt mir, daß es Ende April oder Anfang Mai ge 
wesen sei, statt daß ich aus dem Gedächtnis zwei Monate später 
zitierte. — Die Gattung Spinnen heißt, wie H. mir sagt, aranea 
fusca. — Auch lassen sich die Eier nach H. vortrefflich aushrüten. 
Er tut zu dem Ende etwa ein Dutzend in ein kleines verstopftes 
Tropfenglas und setzt dieses, wenn er brüten will, zwar nicht in 
die Sonne, aber doch an einen warmen Ort. — Die kleinen Spinnen 
können, nachdem sie ausgekrochen, ein Vierteljahr ohne Nahrung 
zubringen, ehe sie sterben oder sich untereinander auffressen. Man 
wird also mit zwei solchen Gläschen eine Fabrik für den ganzen 
Sommer anlegen können, und ist es vielleicht zweckdienlich, sie 
etwas mager werden zu lassen. 
G. 
N. S. abends. Ich habe den Versuch heute gemacht und ist 
mir ein einfaches Kreuz recht gut gelungen. Aber die Arbeit ist 
schwer, da ich die Fäden mit bloß[em] Auge nicht sehe; auch 
scheinen sie mir im Fernrohr beinahe zu dünn, denn ich mußte sie 
erst im Gesichtsfeld suchen. 
Nr, 163. [Gauß an Gerling.] 
Göttingen, 26. Dez. 1823. 
Ihr Brief, liebster Gerling, berührt eine solche Menge von 
Gegenständen, und ich bin mit mancherlei Geschäften in diesem 
Augenblick so überhäuft, daß ich diesmal nur einen Teil werde 
beantworten können, und das übrige mir auf einen andern Brief 
Vorbehalten muß.
	        
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