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Es ist mir nicht recht deutlich, wie Sie sich die Art, eine ge
messene Diagonalrichtung zu benutzen, gedacht haben. Es folgt
ja daraus, daß, wenn sechs Größen A, B, C, D, E, F gemessen
wären, zwischen den Korrektionen die Bedingungsgleich [ung]
dA — dB -f- dC — dD -f- dE — dF = Quant [um] Datum stattfinden
würde, nunmehro, weil die sechste F nicht gemessen ist, die Be
dingungsgleich [un] g dA — dB -f- dC — dD + dE = 0 stattfinden
würde. Vielmehr ist eine solche Bedingungsgleich [un]g durchaus un
zulässig, u[nd] die beiden, die Sie anführen, addiert, würden sogar
etwas in direktem Widerspruch mit den übrigen Stehendes geben.
Alle Diagonal-Einschnitte können lediglich durch diejenigen
Bedingungsgleichungen mitbenutzt werden, die solche Gleichungen
wie die oben mit )(\ bezeichneten an die Hand geben. Es macht
dabei gar keinen Unterschied, ob der Einschnitt auch reziprok
stattgefunden hat oder nicht, es kommt bloß im ersten Fall noch
diejenige Bedingungsgleich [un]g hinzu, die aus der Winkelsumme
des einen Dreiecks entsteht (die aus der andern ist dann implicite
schon in der andern enthalten), welche im andern wegfällt.
Übrigens wiederhole ich, daß alles viel einfacher in der
jenigen Behandlungsmethode ausfällt, die ich vorzugsweise für
meine Mess [ungen] gewählt habe. Übrigens kam in meinem eignen
Hauptdreieckssystem gar keine solche Diagonale vor, die nicht
auch reziprok gemessen wäre; die wenigen der Art, die an den
Grenzen vorkamen, als Hohenhagen—Meißner usw., verschiedene
neue Dreiecksp[un]kte, Syk u[nd] Hohenborn habe ich gar nicht
ins System aufgenommen, sondern bisher alle Ausgleichungen nur
auf die vollständigen Messungen gegründet, die andern P[un]kte
aber gleichsam als Nebenp[un]kte betrachtet, in Beziehung auf
welche die Lage meiner Hauptp[un]kte als absolut genau be
trachtet ist.
Für meine Pendeluhr hatte ich Auch in Weimar 12 Taler
bezahlt. Ich bin aber gerne erbötig, davon %, oder wenn dies dem
Liebhaber noch zuviel ist, y 2 des Preises abzulassen.
Verzeihen Sie meinen heute so eiligen Brief, da ich doch
gerne meinen guten Willen in Beantwortung der Hauptpunkte Ihres
Briefes zeigen wollte.
Nr. 166. [Gerling an Gauß.]
Marburg, den 28. März 1824.
Herzlichen Dank für Ihren lieben Brief vom 11. Febr., der
mir in mancher Hinsicht so lehrreich war. Ich glaube mit dem
Abschluß-Theorem jetzt so ziemlich auf dem reinen zu sein, und
habe es in allem auf 125 meiner Richtungen anzuwenden Gelegen
heit gehabt. Nur sechs Richtungen habe ich nicht mitbenutzt,