Full text: Briefwechsel zwischen Carl Friedrich Gauss und Christian Ludwig Gerling

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der Harmonie meiner Messungen bin ich zum Teil weniger zu 
frieden wie in den frühem Jahren. Ich habe ein Dreieck, wo die 
Summe der 3 Winkel einen Fehler von mehr als 3" hat, obgleich 
die Tableaux der 3 Punkte, für sich betrachtet, keine schlechtere 
Uebereinstimmung zeigen als anderwärts. Ich glaube daher, daß 
das harte Wegstreichen der Lichtstrahlen über zwischenliegende 
Waldungen Lateralrefraktionen hervorgebracht hat, die gewöhnlich 
in einem Sinne wirken, und werde, um hierüber noch mehr Licht 
zu erhalten, wenn es irgend möglich ist, alle drei Stationen noch 
einmal besuchen (Zeven, Bremen, Brelit). 
Meine Gesundheit war, teils bei heißem schwülem Wetter, teils 
bei meinem Aufenthalt in Bremen, wo die Lebensweise ihr nicht 
zusagte, sehr heruntergekommen, hat sich aber in den beiden letzten 
Monaten beim Aufenthalt auf dem Lande (Osterholz, Gnarrenburg, 
Zeven, Linteloh, Barl) so sehr erholt, daß ich mit einem Gefühl 
von Wohlbefinden zu Hause kam, wie ich es seit vielen Jahren 
nicht gehabt hatte. In dem weichen Winter, der fast gar nicht ins 
Freie zu kommen verstattet, setze ich freilich den Gewinn zum Teil 
wieder zu. 
Mein ältester Sohn, der die ganze Campagne mitgemacht hat, 
hatte alle Neigung zur Jurisprudenz, wenn er je welche gehabt hat, 
verloren und überraschte mich mit der Erklärung, daß sein sehn 
licher Wunsch sei, ins Militär zu treten. Ich konnte dies Vorhaben 
durchaus nicht mißbilligen; er hat viel Lust und Talent zur prak 
tischen Mathematik, aber nicht zu einem eigentlichen Stuben 
gelehrten. Seit Anfang November ist er als Kadett bei unserem 
Artillerie-Korps in Hannover. 
Wie sehr die Gesundheit meiner Frau heruntergekommen war, 
wissen Sie anschaulicher als ich selbst. Ihre Schwäche stieg nach 
ihrer Zurückkunft von Ems aufs äußerste; allein eine Ver 
änderung des Arztes hat Wunder getan. Durch Himlys un- 
ermüdete Sorgfalt u[nd] Geschicklichkeit und bei meiner Zurück 
kunft fand ich sie viel besser, als ich sie im Frühjahr ver 
lassen hatte. Die Besserung nahm nach und nach immer 
zu, so daß sie zuletzt schon zu Fuß einige Male in die Stadt 
ging. Allein gegen Ende des Jahres trat eine neue Gefahr ein. 
Meine drei jüngsten Kinder wurden eines nach dem andern von den 
Masern befallen, und zuletzt auch meine Frau. Bei den Kindern 
war die Krankheit vergleichungsweise leicht; allein bei meiner 
Frau sehr schwer, und eine Zeitlang war sie in der größten Lebens 
gefahr. Auch aus dieser hat sie Himly gerettet und sie erholt sich 
zusehends. Zwar darf sie das Zimmer noch nicht wieder verlassen, 
aber wenn es so fortschreitet, wird dieser Arrest nicht lange mehr 
dauern, und hoffentlich werden wir bald einmal die seit mehreren 
Jahren nicht gehabte Freude wieder haben können, eine kleine 
Gesellschaft in unserm Hause zu sehen.
	        
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