Sie nahmen vor beinahe 2 Jahren freundschaftlichen Anteil
an einem als nahe bevorstehenden Rufe nach Berlin, den die vor
laute Fama damals als schon erfolgt präkonisierte. Schon 2 Jahre
früher waren mir deshalb die ersten Eröffnungen gemacht. Ich hahe
mich dabei lediglich passiv verhalten, so sehr meine Lage einer
Verbesserung bedürftig war. Allein so langsam verfuhr man in
B [erlin] und so sehr hatte man kleine Hindernisse die Sache verzögern
lassen, daß ich erst gegen die Mitte des Dezembers v. J. die Vokation
wirklich erhielt, die ich ablehnen mußte, da ich kurz vorher von
unserer Regierung eine sehr bedeutende Verbesserung meiner Lage,
mit ebensoviel Liberalität als Delikatesse, erhalten und dankbar
anerkannt hatte. Ob die Sache einen andern Ausgang genommen
hätte, wenn ich den Ruf nur wenige Wochen früher erhalten hätte,
muß ich jetzt dahingestellt sein lassen; auch bitte ich, das Vor
stehende nur wie eine vertrauliche Mitteilung zu betrachten, deren
nähere Details sich nicht wohl für einen Brief eignen würden.
Ich habe in diesem Briefe, wie ich sehe, nur von mir und meinen
Angelegenheiten gesprochen. Aber sehnlichst verlangt mich, recht
bald etwas von Ihnen zu hören, von Ihrem Befinden, von Ihrer
Familie, von Ihren Messungen und ob Sie Hoffnung haben, solche
im nächsten Sommer wieder anknüpfen zu können. Erfreuen
Sie damit bald
Ihren stets treu ergebenen
C. F. Gauß.
Nr, 171. [Gerling an Gauß.]
Marburg, den 9. Febr. 1825.
Recht herzlich hat mich Ihr lieber Brief vom 27. Jan. erfreut,
und ich eile, Ihnen den aufrichtigsten Dank dafür zu sagen.
Was zuerst das Befinden Ihrer lieben Frau betrifft, so brauche
ich wohl nicht erst zu sagen, wie innigen Anteil wir an ihrem Leiden
genommen haben. Sehr beruhigte uns ein Brief, womit Ihre Frau
Schwiegermutter mich im verflossenen Herbst beehrte, und worin
schon die erfreuliche Nachricht enthalten war, daß die Veränderung
des Arztes gleich anfangs sich günstig gezeigt hatte. Erst jetzt aber,
da diese Besserung sich seit der Zeit ständig bewährt hat, sind wir
ganz beruhigt, und wünschen nur, daß die Nachwehen der fatalen
Masern, die dabei gewiß mehr wie je störend einwirkten, sich auch
bald gänzlich verlieren mögen.
Was Sie mir von Josephs Antritt einer neuen Laufbahn
schreiben, freut mich auch. Er war, als ich ihn zuletzt sah, wie es
schien, noch gar nicht mit sich auf dem reinen, versprach mir,
bald einmal über seinen künftigen Lebensplan zu schreiben, und
ging, wie mir nachher die Großmutter vertraute, mit juristischen