Full text: Briefwechsel zwischen Carl Friedrich Gauss und Christian Ludwig Gerling

325 — 
Nach meinem Abgänge von Altona war ich noch 2 Tage bei 
Olbers. In Hannover fand ich sehr beunruhigende Nachrichten über 
das Befinden meiner Frau vor, die mich zur schleunigsten Rück 
reise drängten. Allein, gottlob, ich fand bei meiner Rückkehr die 
Krisis schon überstanden. Die Natur hat sich selbst einen Weg zur 
hoffentlich gründlichen Wegräumung ihres Übels (Verhärtungen 
im Unterleibe) gebahnt, und in diesem Augenblick ist sie schon 
wieder so wohl, wie sie seit vier Jahren nicht gewesen ist. 
Fast während meines ganzen Aufenthalts in Altona beun 
ruhigten mich auch sehr schikanöse Schwierigkeiten, die man dem 
Avancement meines ältesten Sohnes in den Weg legte. Man wollte 
seine höchst unbedeutende Kurzsichtigkeit bei übrigens ganz vor 
trefflichen Augen zu — halber Blindheit stempeln. Auch diese 
Schwierigkeiten sind gehoben; sein Vorschlag zum Offizier ist 
schon nach London abgegangen, und es ist möglich, daß schon in 
den nächsten Wochen sein Patent zurückkommt. 
Auch über mein eignes Befinden kann ich nicht klagen; bloß 
die immer steigende Verschlechterung meiner Zähne erinnert mich, 
daß ich älter werde. 
Sie sehen, liebster Gerling, daß ich Ihnen bloß gute Nach 
richten von mir zu geben habe. Möchte ich bald ähnliche von 
Ihnen erhalten, da ich sie für diesmal nicht gleich mündlich ein 
ziehen kann, und seien Sie stets der herzlichsten Teilnahme gewiß. 
Ganz der Ihrige 
C. F. G. 
N. S. Noch vor meiner Reise habe ich auch die sämtlichen 
Bayrischen Dreiecke mitgeteilt erhalten, welche durch Ihrige mit 
den meinigen verknüpft sind. Ich habe aber bisher noch keine 
Rechnungen darüber anstellen können und werde wohl auch vor 
erst noch nicht dazu kommen, da ich vor allem jetzt erst meine 
Zenithsternbeobachtungen in Ordnung bringen muß. 
Nr. 177, [Gerling an Gauß.] 
Marburg, d. 27. Septbr. 1827. 
Ihr gütiger Brief vom 19. Julius, verehrtester Hr. Hof rat, brachte 
mir zwar zu meinem Leidwesen die Nachricht, daß Sie zu dem 
Jubiläum nicht kommen könnten, hat mich aber dem ungeachtet 
mit Freude erfüllt, da er im Grunde von Ihnen und den lieben 
Ihrigen lauter gute Nachrichten enthielt. Besonders freute es mich, 
zu vernehmen, daß Ihre liebe Frau nach so vielen Leiden nun 
endlich auf dem Wege zu einer gründlichen Besserung war, und 
hoffe und wünsche ich von Herzen, daß sie darauf inzwischen rüstig 
fortgeschritten sei und wir nächstens erfahren, daß das Ziel erreicht 
sei. Ebenso hat es mich sehr erfreut zu hören, daß Sie wegen der
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.