Full text: Briefwechsel zwischen Carl Friedrich Gauss und Christian Ludwig Gerling

— 335 
dreiecken liegenden Teil des Königreichs zu bearbeiten anfangen, 
obwohl ich nicht erwarten kann, daß in diesem Jahre schon viel 
von diesem Gebiet (welches gleichsam noch eine terra incognita 
ist) werde absolviert werden, da Müller erst in der Mitte des 
Junius und mein Sohn erst im Anfang des Julius dahin haben ab 
gehen können. 
Sehr würde es mich freuen, bald einmal Nachricht von Ihnen 
u[nd] Ihrer Familie, der ich mich und die Meinigen bestens 
empfehle, zu erhalten, noch mehr, Sie vielleicht, falls Sie vielleicht 
der Versammlung der Naturforscher in Ihrer Vaterstadt beiwohnen 
werden, hier zu sehen. Ich selbst werde nicht hingehen. 
Stets und ganz der Ihrige 
C. F. Gauß. 
Nr, 184. [Gerling an Gauß.] 
Marburg, den 8. Aug. 1830. 
Vorerst meinen allerherzlichsten Dank, verehrter Herr Hof rat, 
für Ihren freundschaftlichen Brief vom 17. v. M., den mir Hr. Doktor 
Stern am 20. abends bei seiner Durchreise überbrachte. 
Sodann meinen innigen Glückwunsch zu der bevorstehenden 
Verheiratung Ihrer Tochter. Gebe ihr und Ihnen allen der 
Himmel hiedurch eine Quelle reicher Familienfreuden! Ich hatte 
die Nachricht davon mit der größten Teilnahme, schon einige 
Wochen früher, durch meinen Kollegen Hupfeid erhalten, sie 
schien mir damals noch nicht so ganz offiziell zu sein. Wenige 
Tage vor Ihrem Briefe erhielt ich einen von Struve in der Nacht 
auf der Passagierstube geschriebenen Bleistiftzettel mit den 
Worten: „Viele Grüße von Gauß (dessen älteste Tochter Braut 
des Orientalisten Ewald ist)“ und nun endlich Ihren lieben Brief 
durch Dr. Stern. — Daß ich an Ihre Minna nicht selbst meinen 
Glückwunsch überschreibe, wird dieselbe gewiß gern entschuldigen, 
da sie jetzt wenig Zeit zum Brieflesen übrig behält. 
So erfreulich diese erste Nachricht war, so sehr bekümmert 
mich die zweite, daß es mit dem Befinden Ihrer Frau Gemahlin 
fortwährend übel geht. Wir hatten oft von Ihnen allen gesprochen 
(denn jetzt ist wieder die Jahreszeit, wo Sie uns durch Ihren 
Besuch so sehr erfreuten), allein unsere Hoffnung, daß es jetzt 
besser ginge, die sich darauf stützte, daß alle mitunter an- 
kommenden mündlichen Nachrichten, z. B. durch Hupfeid, davon 
schwiegen, ist, wie Ihr Brief zeigt, wieder zunichte geworden. — 
Unserer innigen Teilnahme sind Sie gewiß, auch ohne Ver 
sicherungen ! 
Die Nachrichten, die Sie von uns erwarten, kann ich dahin 
geben, daß es gottlob jetzt im ganzen gut bei uns geht. Frau und 
Kinder sind gesund, und ich selbst bin es jetzt auch im allgemeinen.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.