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dreiecken liegenden Teil des Königreichs zu bearbeiten anfangen,
obwohl ich nicht erwarten kann, daß in diesem Jahre schon viel
von diesem Gebiet (welches gleichsam noch eine terra incognita
ist) werde absolviert werden, da Müller erst in der Mitte des
Junius und mein Sohn erst im Anfang des Julius dahin haben ab
gehen können.
Sehr würde es mich freuen, bald einmal Nachricht von Ihnen
u[nd] Ihrer Familie, der ich mich und die Meinigen bestens
empfehle, zu erhalten, noch mehr, Sie vielleicht, falls Sie vielleicht
der Versammlung der Naturforscher in Ihrer Vaterstadt beiwohnen
werden, hier zu sehen. Ich selbst werde nicht hingehen.
Stets und ganz der Ihrige
C. F. Gauß.
Nr, 184. [Gerling an Gauß.]
Marburg, den 8. Aug. 1830.
Vorerst meinen allerherzlichsten Dank, verehrter Herr Hof rat,
für Ihren freundschaftlichen Brief vom 17. v. M., den mir Hr. Doktor
Stern am 20. abends bei seiner Durchreise überbrachte.
Sodann meinen innigen Glückwunsch zu der bevorstehenden
Verheiratung Ihrer Tochter. Gebe ihr und Ihnen allen der
Himmel hiedurch eine Quelle reicher Familienfreuden! Ich hatte
die Nachricht davon mit der größten Teilnahme, schon einige
Wochen früher, durch meinen Kollegen Hupfeid erhalten, sie
schien mir damals noch nicht so ganz offiziell zu sein. Wenige
Tage vor Ihrem Briefe erhielt ich einen von Struve in der Nacht
auf der Passagierstube geschriebenen Bleistiftzettel mit den
Worten: „Viele Grüße von Gauß (dessen älteste Tochter Braut
des Orientalisten Ewald ist)“ und nun endlich Ihren lieben Brief
durch Dr. Stern. — Daß ich an Ihre Minna nicht selbst meinen
Glückwunsch überschreibe, wird dieselbe gewiß gern entschuldigen,
da sie jetzt wenig Zeit zum Brieflesen übrig behält.
So erfreulich diese erste Nachricht war, so sehr bekümmert
mich die zweite, daß es mit dem Befinden Ihrer Frau Gemahlin
fortwährend übel geht. Wir hatten oft von Ihnen allen gesprochen
(denn jetzt ist wieder die Jahreszeit, wo Sie uns durch Ihren
Besuch so sehr erfreuten), allein unsere Hoffnung, daß es jetzt
besser ginge, die sich darauf stützte, daß alle mitunter an-
kommenden mündlichen Nachrichten, z. B. durch Hupfeid, davon
schwiegen, ist, wie Ihr Brief zeigt, wieder zunichte geworden. —
Unserer innigen Teilnahme sind Sie gewiß, auch ohne Ver
sicherungen !
Die Nachrichten, die Sie von uns erwarten, kann ich dahin
geben, daß es gottlob jetzt im ganzen gut bei uns geht. Frau und
Kinder sind gesund, und ich selbst bin es jetzt auch im allgemeinen.