Gern möchte ich Ihre Ansicht über diese Fragen erfahren. Nur
in dem Fall, daß Sie Gründe hätten, die erste zu bejahen, und da
gegen die zweite zu verneinen, und es übrigens mit Ihrem Rate
übereinstimmte, würde ich in unserer Fakultät einen Antrag der
Art machen (dies würde etwa in der ersten Woche des Monats
Dezbr. geschehen müssen).
Bei meinem letzten Aufenthalt in Hamburg lernte ich eine,
mir neue, interessante Eigenschaft des geradlinigen Dreiecks kennen,
die von einem meiner ehemaligen Lehrer, dem Architekten und
Zeichenlehrer Lang, aufgefunden und der dortigen mathematischen
Gesellschaft vorgelegt ist. Der Punkt nämlich, dessen Distanzen
von den Winkelpunkten zusammen ein Minimum bilden, läßt sich
sehr leicht konstruieren, wenn man auf den Seiten gleichseitige
Dreiecke beschreibt und deren Gipfel durch gerade Linien mit den
gegenüberliegenden Dreieckspunkten verbindet; da sich diese 3 so
entstehenden Linien in einem Punkte schneiden, so gibt dies zu den
4 anderen Punkten (innerer Kreis, äußerer Kreis, Schwerpunkt
und Perpendikelpunkt) ein fünftes interessantes Pendant. — Ich
möchte die Relation dieses fünften Punktes zu den anderen 4
wissen, schlage aber vergeblich in meinen Büchern nach. — Wenn
ich mich recht erinnere, so haben Sie vor etwa 25 Jahren über die
merkwürdigen Punkte des Dreiecks eine eigene Abhandlung ge
schrieben. Wollten Sie die Güte haben, mir diese nachzuweisen,
und ist vielleicht dieser Punkt auch darin schon erwähnt?
Derselbe Mann ist auch auf eine zweite merkwürdige Eigen
schaft des ebenen Dreiecks gekommen, von der ich aber schon
einmal gelesen oder gehört zu haben meine (vielleicht eben bei
Ihnen?). Wenn man in einem Dreieck I die 3 Perpendikel
beschreibt, aus diesen ein Dreieck II zusammensetzt, hier wieder
die Perpendikel fällt, um aus ihnen das Dreieck III zu machen
usf., so sind die Dreiecke I. III. V.... sowie auch die Dreiecke IE
IV. VI.... einander ähnlich.
In dieser ersten Woche meines Hierseins habe ich ein in
zwischen mir zugeschicktes Buch durchgeblättert (denn es ordent
lich zu lesen oder zu studieren fehlt es mir an Zeit, besonders auch
weil ich, wenn ich mir ein Urteil darüber bilden wollte, meine
Kenntnisse erst über mehrere Materien erweitern müßte), welches
mich sehr neugierig auf Ihr Urteil darüber gemacht hat. Der voll
ständige Titel ist: Dynamica siderum universalis s[ive] legis arearum
Keplerianae abrogatio. Auctore analysta suevo. Stuttgardiae in
commissis C. Hoffmanni 1830. Der Vf. gibt sich als den Vf. einer
„cabbala algebraica“ über die Gleichungen des fünften Grades zu
erkennen und soll Christmann[ x ] heißen und ein württembergischer
t 1 Christmann, Wilhelm Ludwig, geh. 1780, gest. 1835; Pfarrer zu Graibingen in
Württemberg; das zweite Buch heißt: Cabbala algebraica sive aequationum 4i gradus et
alt. resolutio algebraica, Stuttgardiae 1827.]