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In den G. G. A. werden Sie nächstens eine Anzeige von Benzen
bergs [ x ] Daltonscher Theorie finden.
Ich muß heute unter den herzlichsten Empfehlungen an die
lieben Ihrigen schließen. In meinem Hause ist noch alles wie bisher.
Stets der Ihrige
C. F. Gauß.
Nr. 188. [Gerling an Gauß.]
Marburg, den 2. Dezbr. 1830.
Zuerst meinen herzlichen Dank für Ihre beiden freundschaft
lichen Briefe vom 7. und 30. Novbr., deren letzter heute bei mir
eingetroffen ist.
Das bewußte Promotionsprojekt gebe ich alsbald auf, da es
nun nach Ihrer gütigen Anzeige auf eine mir selbst wünschens
werter scheinende Weise realisiert wird. Unsere Fakultät hat
ohnehin auch schon an Lindenau unter den deutschen Astronomen
einen trefflichen Ehrendoktor.
Herzlichen Dank sodann für Ihre Belehrung über das ebene
Dreieck. Der Zusammenhang des fraglichen Punkts mit der
Pothenotschen Aufgabe war mir überraschend. Die Anwendung
des einen Hülfsdreiecks war mir bekannt aus Linden [au] u[nd]
Bohnenberger, Zeitschrift Juli u[nd] Augfust] 1818 S. 122. Daß sie
unter dem Namen der Schulz-Montanusschen bekannt sei, war mir
aber neu. Bessel hat, wenn ich nicht irre, auch vor einigen Jahren
in Schumachers Nachrichten etwas über den Meßtisch geschrieben,
welches im wesentlichen damit zusammenfiel.
Auf Ihre Anzeige von Benzenbergs Daltonscher Theorie in den
G. G. A. freue ich mich sehr. Die versprochene Mitteilung der von
einem Hauptmann Brand auf dem Knill und Meißner gemessenen
Winkel akzeptiere ich mit dem größten Dank. Ist denn bei dieser
oder einer früheren Gelegenheit wohl auch ausgemittelt, ob die
Gesichtslinie Knill—Hohenhagen frei ist?
Ich schrieb in meinem letzten Briefe bereits, daß ich in Kassel
einen Schritt getan, um die Erlaubnis zur Publikation meiner dama
ligen Arbeiten endlich zu erhalten. Ich konnte denselben darauf
gründen, daß man hinter meinem Rücken die damals mir abgefor
derten Papiere fremden Trigonometern mitgeteilt hatte, wodurch
ü 1 Benzenberg, Johann Friedrich, geh. 1777, gest. 1846; Prof. d. Mathematik und
Physik am Lyceum zu Düsseldorf, erbaute 1844 zu Bilk bei Düsseldorf eine Privat
sternwarte. Die im Text genannte Schrift: „lieber die Daltonsche Theorie“ (Düssel
dorf 1830, bei J. E. Schaub) wurde von Gauß angezeigt in den Gott. Gel. Anz. vom
11. Dezember 1830, Stück 196, S. 1945—1956; diese Anzeige ist wiederabgedruckt in Gauß‘
Werken, Bd. V, S. 583—591.]