Nr. 194.
[Gerling an Gauß.]
Marburg, den 9. Febr. 1831.
Ich habe zwei liebe Briefe von Ihnen, verehrter Herr Hofrat,
vom 29. Januar und 6. Febr., zu beantworten.
Meinen herzlichen Dank zuerst für die ausführlichen Nach
richten von Ihren häuslichen Angelegenheiten. Lauten Sie freilich
fortwährend sehr traurig, so ist es doch tröstend, jetzt wieder die
gewohnte Pflegerin bei Ihrer armen Kranken zu wissen; gehe nur
der Himmel, daß ihre eigne Kränklichkeit nicht ferner hinderlich
sei. Wie lebhaften Anteil wir an den Bekümmernissen Ihres
Hauses nehmen und wie oft sie den Gegenstand unserer Unter
haltung und unserer besten Wünsche ausmachen, brauche ich
Ihnen nicht erst zu sagen. Herzlichst bitte ich, uns Ihrer ganzen
Familie zu empfehlen.
Im letzten Brief verlangen Sie Nachricht über meine Schrift
stellerei. — Ich habe alles, was von mir gedruckt ist, vor 18 Monaten
zum Behuf meiner Lebensbeschreibung in Justi, Fortsetzung von
Strieder, Hessische Gelehrtengeschichte, die jetzt unter der Presse
ist, zusammengesucht und zum Teil durch die Kinder zusammen
suchen lassen, und bin so frei, Ihnen davon zuerst Abschrift bei
zulegen. — Zum Physikalischen dürfte m. E. außer der von Ihnen
erwähnten Abhandlung über die Magnetnadel im ersten Band der
hiesigen Sozietätsschriften auch noch wohl gewiß der freilich un
bedeutend kleine Aufsatz in Kästners Archiv [ x ], von dem ich Ihnen
ein Fragment beilege (weil ich von dem ganzen keinen Abdruck
habe), zu zählen sein; es hat diese Notiz die Ehre gehabt, von dem
Hrn. v. Hoff[ 2 ] in Gotha in einer größeren Abhandlung über den
Höhrauch (wenn ich nicht gar sehr irre, in demselben Archiv) als
Beleg allegiert zu werden; ich erinnere mich dieses Umstands nur
noch dunkel. Dann gehört zum Physikalischen] vielleicht auch
wohl die Barometerabhandlung, 2. Bd. 4. Hft. der Marburger
Schriften, welche ich im Herbst 1829 Ihnen (wie auch Mayer
und Harding) zu schicken so frei war. Sie ist von Brandes
in der Leipziger Litt[eratur]z[eitung] angezeigt; die Punkte
aber darin, die nach meinem eigenen Ermessen das Beste darin
sein möchten, scheinen ihm nicht bemerkenswert gewesen zu
sein. — Ob die Abhandlung de Zenonis Eleatici paralogismis,
insofern sie einen kleinen Beitrag zur Geschichte der allge
meinen Physik liefert, vielleicht hieher gehöre, wage ich nicht
P Kästner, Karl Wilhelm Gottlob, geh. 1783, gest. 1857; Professor der Chemie an
den Universitäten Heidelberg, Halle, Bonn; schließlich Professor der Chemie und Physik
an der Universität Erlangen. Er gab von 1824—1829 das „Archiv für die gesamte Natur
lehre“ (18 Bände) heraus.]
[ 2 Hoff, Karl Ernst Adolf von, geh. 1771, gest. 1837; Direktor der wissenschaft
lichen u. Kunstsammlungen, Bevollmächtigter bei der Univ. Jena, Kurator d. Seeberger
Sternwarte.]