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Ich habe dieser Tage (nach mehrjähriger Unterbrechung) die
der Opposition nahe Pallas zu beobachten angefangen, wo Enckes
Ephemeride etwa 5 Minfuten] fehlt. Es ist mir dabei ein schmerz
licher Gedanke, daß meine vor mehr als 20 Jahren gemachte Arbeit [ x ]
über die Pallasstörung ohne Fortsetzung, Entwicklung und Bekannt
machung bisher hat bleiben müssen, auch wahrscheinlich, wie vieles
andere, einst mit mir untergehen wird. Sie glauben nicht, wie
schwer es mir durch so vielfache Zersplitterung der Zeit sowie
unter dem Druck so mancher Verhältnisse wird, eine wissenschaft
liche Arbeit durchzuführen. Zu den erstem zeitraubenden Gegen
ständen gehören auch die Vermessungen. Nach mehr als vier
monatlicher ununterbrochener und anstrengender Arbeit bin ich
noch nicht mit der Harzmessung von 1833 fertig und habe daher
mit den Messungen meines Sohnes noch gar keinen Anfang machen
können. Es wird daher auch noch eine Zeitlang dauern, bis ich
die von Ihrem Gouvernement im vorigen Sommer als Bedingung
zur Zulassung meines Sohnes auf Ihr Gebiet geforderte Mitteilung
machen kann.
Unter herzlichen Wünschen für Ihr Wohlbefinden
ganz der Ihrige
G.
Nr, 228. [Gerling an Gauß.\
Marburg, den 6. Oktbr. 1834.
Der Wunsch, einmal wieder mit Ihnen, mein hochverehrter
Freund, mich zu unterhalten, hat bei mir lange Zeit schweigen
müssen, vorzüglich mit aus dem Grande, weil ich den Sommer
hindurch, wie Sie zum Teil von Ihren Töchtern wissen, auf
mancherlei Weise körperlich litt. Dieses ist nun gottlob glücklich
beseitigt, und soll deshalb nun auch eins meiner ersten Geschäfte
ein Brief an Sie sein.
Die unmittelbare Veranlassung dazu finde ich heute in dem
Erscheinen des anliegenden Büchleins[ 2 ], dessen Inhalt ich Ihnen
früherhin schon in einzelnen Fragmenten mitgeteilt zu haben
glaube und welches Ihnen und Ihrem Wilhelm vielleicht auch jetzt
noch interessant ist. — Möge ich mit sonstigen guten Nachrichten
von Ihnen auch namentlich gute Neuigkeiten von W[ilhelm] er
halten, den ich mit meinen besten Wünschen begleite.
Sodann hatte ich Ihnen im Anfang dieses Jahres meine Ab
sicht mitgeteilt, einmal nach N[ord] A[merika] zu schreiben.
t 1 Die erste Arbeit von Gauß über die Pallas: „Disquisitio de elementis ellipticis
Palladis . . .“ erschien in den Comm. soc. reg. scient. Gott. ree. Bd. I, 1810; sie ist
■wieder abgedruckt in Gauß’ Werken, Bd. VI, S. 1—24. Seine nachgelassenen Unter
suchungen über die Störungen der Pallas finden sich im VII. Bande, S. 413—601.]
[ 2 Siehe Anfang des Briefes Nr. 229, S. 421.]