Full text: Briefwechsel zwischen Carl Friedrich Gauss und Christian Ludwig Gerling

27* 
419 
Ich habe dieser Tage (nach mehrjähriger Unterbrechung) die 
der Opposition nahe Pallas zu beobachten angefangen, wo Enckes 
Ephemeride etwa 5 Minfuten] fehlt. Es ist mir dabei ein schmerz 
licher Gedanke, daß meine vor mehr als 20 Jahren gemachte Arbeit [ x ] 
über die Pallasstörung ohne Fortsetzung, Entwicklung und Bekannt 
machung bisher hat bleiben müssen, auch wahrscheinlich, wie vieles 
andere, einst mit mir untergehen wird. Sie glauben nicht, wie 
schwer es mir durch so vielfache Zersplitterung der Zeit sowie 
unter dem Druck so mancher Verhältnisse wird, eine wissenschaft 
liche Arbeit durchzuführen. Zu den erstem zeitraubenden Gegen 
ständen gehören auch die Vermessungen. Nach mehr als vier 
monatlicher ununterbrochener und anstrengender Arbeit bin ich 
noch nicht mit der Harzmessung von 1833 fertig und habe daher 
mit den Messungen meines Sohnes noch gar keinen Anfang machen 
können. Es wird daher auch noch eine Zeitlang dauern, bis ich 
die von Ihrem Gouvernement im vorigen Sommer als Bedingung 
zur Zulassung meines Sohnes auf Ihr Gebiet geforderte Mitteilung 
machen kann. 
Unter herzlichen Wünschen für Ihr Wohlbefinden 
ganz der Ihrige 
G. 
Nr, 228. [Gerling an Gauß.\ 
Marburg, den 6. Oktbr. 1834. 
Der Wunsch, einmal wieder mit Ihnen, mein hochverehrter 
Freund, mich zu unterhalten, hat bei mir lange Zeit schweigen 
müssen, vorzüglich mit aus dem Grande, weil ich den Sommer 
hindurch, wie Sie zum Teil von Ihren Töchtern wissen, auf 
mancherlei Weise körperlich litt. Dieses ist nun gottlob glücklich 
beseitigt, und soll deshalb nun auch eins meiner ersten Geschäfte 
ein Brief an Sie sein. 
Die unmittelbare Veranlassung dazu finde ich heute in dem 
Erscheinen des anliegenden Büchleins[ 2 ], dessen Inhalt ich Ihnen 
früherhin schon in einzelnen Fragmenten mitgeteilt zu haben 
glaube und welches Ihnen und Ihrem Wilhelm vielleicht auch jetzt 
noch interessant ist. — Möge ich mit sonstigen guten Nachrichten 
von Ihnen auch namentlich gute Neuigkeiten von W[ilhelm] er 
halten, den ich mit meinen besten Wünschen begleite. 
Sodann hatte ich Ihnen im Anfang dieses Jahres meine Ab 
sicht mitgeteilt, einmal nach N[ord] A[merika] zu schreiben. 
t 1 Die erste Arbeit von Gauß über die Pallas: „Disquisitio de elementis ellipticis 
Palladis . . .“ erschien in den Comm. soc. reg. scient. Gott. ree. Bd. I, 1810; sie ist 
■wieder abgedruckt in Gauß’ Werken, Bd. VI, S. 1—24. Seine nachgelassenen Unter 
suchungen über die Störungen der Pallas finden sich im VII. Bande, S. 413—601.] 
[ 2 Siehe Anfang des Briefes Nr. 229, S. 421.]
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.