Full text: Briefwechsel zwischen Carl Friedrich Gauss und Christian Ludwig Gerling

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voriges Jahr auf der Reise nach Berlin sich übel auf geführt hatte, 
jetzt, nachdem der Fehler auf gefunden und verbessert ist, seit zwei 
Monaten ganz vortrefflich geht, wie die Beobachtungstabelle der 
Sternwarte ausweist, und seine Absendung nur noch von meiner 
Anweisung abhängt. Welche Projekte ich darauf haue, davon 
mündlich bei der gehofften und gewiß nicht abgeschlagenen 
Zusammenkunft auf dem Meißner. 
Der Ihrige 
G. 
Herrn Hofrat Hausmann bitte ich meinen verbindlichsten 
Dank zu sagen für die gefällige Nachricht über den Brockenturm, 
die er mir durch Hauptmann Beck zukommen ließ. Es bleibt aber 
m. E. immer noch eine Frage übrig, die bei einer so verzweifelten 
Angelegenheit doch vollständig eruiert werden müßte, um daran 
möglicherweise noch die Hoffnung, daß nicht alles verloren sei, 
zu knüpfen. Diese ist: Wie war der alte Turm beschaffen? 
a) Von Stein oder von Holz? b) Rund oder viereckig? 
Wenn nämlich, wie beinahe zu vermuten, der Turm von Stein 
war, und vorzüglich, wenn er von runder Form war, so steht zu 
vermuten, daß er im Hause besonders fundamentiert war, und 
in diesem Fall müßte sich aus dem Mittelpunkt der Fundamente 
oder der Stellung, die diese gegen die übrigen Fundamente haben, 
besonders wenn man etwa noch einen Riß des Gebäudes (was, wie 
es scheint, doch nur restruiert, nicht demoliert u [nd] neugebaut ist) 
zu Hülfe nähme, der alte Mittelp [unkt] des Turmes noch herstellen 
lassen, wenn auch über Dach nichts mehr davon zu sehen. — 
Nr, 255. [Gauß an Gerling.] 
Güttingen, den 22. August 1836. 
Es hat mich gefreut, durch Ihren zweiten Brief, mein liebster 
Freund, die Versicherung zu erhalten, daß Sie mir wegen der 
Zurückerbittung des Heliotrops nicht bös geworden sind, obwohl 
ich auch im voraus daran nicht gezweifelt, da Sie überzeugt sein 
konnten, daß ich ohne die gebieterischen Umstände Ihnen solchen 
gern den ganzen Sommer noch gelassen haben würde. 
Bis dato habe ich übrigens von dem Heliotrop noch nichts 
weiter gehört. Obgleich ich aber, Ihrem Briefe zufolge, nun 
hoffen kann, daß Hr. Beck ihn in den nächsten Tagen herb ringen 
wird, so schiebe ich doch nicht bis dahin auf, sondern eile, 
Ihnen sofort direkt einen Umstand zu melden, der wohl in Ihren 
Plänen eine bedeutende Veränderung hervorbringen wird. 
Nach allem nämlich, was ich von mehreren Seiten gehört habe, 
existiert der alte Brockenturm gar nicht mehr, sondern ist vor 1 
oder 2 Jahren abgebrochen. Ob auch das ganze Haus abgebrochen
	        
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