Full text: Briefwechsel zwischen Carl Friedrich Gauss und Christian Ludwig Gerling

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ich noch lange zu zehren haben werde, am 26. abends bei den 
Meinigen glücklich wieder an, nachdem ich den Sonntag und Mon 
tag in Kassel zugebracht hatte. 
Ihr inverted pendulum ist, wie ich mich bei der Revision auf 
der Zollgrenze überzeugt habe, von Meyerstein vorzüglich sorgfältig 
eingepackt, und zweifle ich nicht, daß es auch nach Mannheim hin 
und zurück gut gehe. Nicolai habe ich heute angezeigt, daß ich 
übermorgen hier abzureisen gedenke. In etwa 14 Tagen hoffe ich 
also alle Beobachtungen, die zu dieser Operation unmittelbar ge 
hören, zusammenzuhaben. Früher wird, wenn ich ihn recht ver 
standen, Goldschmidt auch mir die sämtlichen Göttinger Beobach 
tungen nicht reduziert zusenden können. — 
Zu einem der wichtigsten Resultate meiner Göttinger Be 
sprechungen rechne ich die gegründete Hoffnung, daß von dort aus 
durch Ihre Anweisung und Goldschmidts Beharrlichkeit eine 
Hauptarbeit über die delikate Frage des Gesichts- oder Gehörs 
fehlers ausgehen wird; wobei so mannigfaltige Modifikationen wahr 
scheinlich verkommen, an die bis jetzt noch niemand gedacht hat*). 
— Nicolai wollte z. B. diesen Sommer mich durchaus bereden, statt 
der Heliotrop-ß/itze YerschWindungen des Hel [iotrop] -Lichts zum 
Signal zu wählen; indem er dadurch nebenbei die Frage entscheiden 
wollte, ob man bei Sternbedeckungen in Immersion und Emersion 
vielleicht verschiedene Fehler machte, und abstrahierte erst nach 
langen Korrespondenzen davon, als ich ihm deutlich gemacht hatte, 
daß dies eine neue Frage (eine von vielen) sei, die noch einer 
besonderen und gründlichen Behandlung bedürften, und ich es 
vorerst nicht zweckmäßiger zu machen wisse, als indem ich mit 
Heliotrop u[nd] Pulver dieselbe Erscheinung, den Blitz, hervorzu 
bringen suche. — Sollte sich übrigens hierbei herausstellen, daß 
0,2", höchstens 0,1" das äußerste ist, bis zu welchem man bei allem 
Fleiß mit der Zeitangabe durchdringen kann, so würde das ein 
neuer Beleg zu dem meines Wissens von Ihnen zuerst recht deutlich 
ausgesprochenen Satz sein: daß selbst eine mittelmäßige Triangu 
lierung für relative Ortslage mehr leistet als die Differenz zwischen 
mehrjährigen guten astronomischen Beobachtungen. (So ungefähr 
kleideten Sie 1823 die Sache ein.) 
Auch über Heliotrope erlaube ich mir noch eine Bemerkung 
nachzutragen, welche ich durch Abspringen der Unterhaltung bei 
dem Gespräch mit Hrn. v. Kufstein am 16. im M[agnetischen] Ob 
servatorium] zu machen verhindert wurde. Sie bemerkten, daß 
gewöhnlich nur wenige Abendstunden für die feinsten Beobachtun 
gen tauglich seien wegen der Luftwallungen. Hier haben aber nach 
*) In den Astron. Nachrichten Nr. 171 u[nd] 172 finde ich einen Aufsatz von Egen, 
der auch den Heliotrop anwenden will. Mir scheint die vorgeschlagene Methode aber 
wegen der Bergwinde nicht ausführbar. An den Gesichts-(Gehör-)Fehler scheint er 
dabei nicht zu denken.
	        
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