Full text: Briefwechsel zwischen Carl Friedrich Gauss und Christian Ludwig Gerling

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wollten, wie ich mich mit den Gehiilfen, die ich habe und hoffent 
lich noch anwerbe, am zweckmäßigsten zu verhalten habe. 
Der gestrige magnetische Termin ist unter Fliedners u[nd] 
Hartmanns Aufsicht observiert und wird Ihnen H[ artmann] die 
Resultate schicken, sobald sie redigiert sind. — Wegen des Tags, auf 
den der Novembertermin verlegt wird, erwarten wir weitere Ordre. 
Sehr interessant war es mir, an dem letzten Sonnabend noch 
verschiedenes über die Mondserscheinung von Ihnen zu hören, und 
ich mußte nur bedauern, daß Zeit und Umstände nicht erlaubten, 
die Materie weiter zu verfolgen. — Im wesentlichen glaubte ich 
darin eine Bestätigung eines Satzes zu finden, den ich seit vielen 
Jahren lehre. Ich glaube nämlich, daß es eine einseitige Ansicht 
ist, wenn man eine Ursache oder ein Mittel angibt, wodurch die 
Natur uns instand gesetzt hat, Entfernungen aus einem Punkt zu 
beurteilen; daß es vielmehr eine große Mannigfaltigkeit solcher 
Mittel gibt, die sich untereinander ergänzen und füreinander nach 
den Umständen vikariieren; unter diesen Mitteln nehmen nun 
meines Erachtens die physiologischen, die ich nicht gehörig berück 
sichtigt glaube, einen vorzüglichen Rang ein. So also z. B. das von 
Ihnen damals zur Sprache gebrachte Bewußtsein der Punkte der 
retina, welche affiziert werden. — Aber noch ein anderes scheint 
mir, besonders nach einigen Versuchen an gesunden Weitsichtigen, 
Kurzsichtigen und Einäugigen, sehr wichtig dabei. Wenn wir die 
Augen zusammenbringen oder auseinanderdrehen, um die Gesichts 
achsen in dem zu sehenden Punkt sich kreuzen zu lassen, so be 
wegen wir die Achsen nicht in der Ebene des Winkels, den sie eben 
haben, sondern sie gehen aufwärts, wenn sie auswärts, abwärts, 
wenn sie einwärts gedreht werden. Es kommt also eigentlich 
zwischen diesen beiden Achsen und einer mit dem Knochenbau 
zusammenhängenden dritten Achse (z. B. Rückgrat oder Achse des 
Kopfes etc.) eine dreiseitige Pyramide zur Betrachtung, deren 
ebene Winkel durch das Muskelspiel, welches die Augen dreht, ab 
geändert werden und deren ganze Stellung gegen die Vertikallinie 
nun auch wieder sich ändern kann. — Dieses berücksichtigend, war 
mir Ihre Bemerkung, daß man den ganzen Körper in eine schiefe, 
auf die Gesichtslinie zum (hochstehenden) Mond senkrechte Lage 
bringen müsse, um einen Eindruck zu haben, welcher mit dem 
andern ganz kommensurabel sei, doppelt interessant. 
Doch ich bemerke, daß ich länger schreibe, als ich mit gutem 
Gewissen Ihre Geduld in Anspruch nehmen darf. Deshalb schließe 
ich hier mit Wiederholung meines herzlichsten Dankes und den 
besten Empfehlungen an die Ihrigen, besonders die gute Therese, 
die meinethalben sich so viel Mühe gemacht hat. 
Ihr 
Gerling.
	        
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