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II.) Aber es ist nicht bloß wegen der Symmetrie. Existierte
bloß ein solches Viereck, so würde hier der große Vorteil gewonnen,
daß die Ausgleichung in dieser Form die Ausgleichung der 4 (un
abhängig voneinander bloß 3) Bedingungsgleichungen, welche
dies Viereck darbietet, gar nicht stört. Gibt es mehrere solche
Vierecke, die voneinander getrennt sind (keine Seite gemein haben),
wie in meinem System mehrfach der Fall war, so bleibt derselbe
Vorteil für alle diese; es werden dann immer nur die Winkel
summen in den angrenzenden Dreiecken gestört. Aber ich bin über
zeugt, daß selbst bei einem so verschränkten System wie das Ihrige
auf diesem Wege eine sehr bedeutend schnellere Ausgleichung ge
wonnen sein würde.
Ich glaube, es wird Ihnen Vergnügen machen, diese Verfahren
einmal auch nur auf eines Ihrer Vierecke anzuwenden.
Bei 5 Ecken, 6 Ecken usw. ist es übrigens ganz analog.
Mir war wirklich dies Verfahren beinahe aus dem Gedächtnis
gekommen, so daß ich es erst bei der Inspektion einer a[lten]
Rechn[ung] v[on] 1826 wiederfand. Denn bei den späteren Drei
ecken, wie auch dieses Jahr bei den Messungen im Bremischen gehe
ich etwas anders zu Werke, da sie den großen Zeitaufwand nicht
verdienen. Ich gleiche erst bloß die Winkelsumme scharf aus, worin
ich eine solche Fertigkeit habe, daß ich z. B. für die sehr ver
schränkten Bremer Messungen nur eine Stunde dazu brauche. Dann
gehe ich zu den B[edingungs] Gl[eichungen] der 3. Art (Seiten
verhältnisse), die ich so behandle, daß, während ihnen genau
Genüge geleistet wird, jene Winkelsummen durchaus gar nicht
wieder gestört werden. Dies gibt zwar nicht das absolute Minimum
der Quadratsummen, bleibt aber jedenfalls nicht viel davon zurück
u[nd] bringt alles in vollkommene Übereinstimmung. Bei den
westfälischen Messungen habe ich das Verfahren wohl so modi
fiziert, daß ich das Geschäft mehrere Male durchmachte, was sich
so einrichten läßt, daß man der absoluten kleinsten Quadratsumme
immer näher kommt, je öfter man wiederholt. Indessen ist es ganz
unmöglich, dies Verfahren in der Kürze zu beschreiben.
Unter herzlichen Grüßen der Ihrige
C. F. G.
Nr. 308. [Gerling an Gauß.]
Marburg, d. 21. März 1840.
Ich muß recht sehr um Entschuldigung bitten, daß ich so spät
erst Ihnen die Beobachtungen des letzten magnetischen Termins
einschicke. Es war mir aber durch zufällige Umstände diesen
Winter eine solche Last von Vorlesungen erwachsen, daß ich wirk
lich alles andere darüber versäumen mußte, und erst seit gestern,