Full text: Briefwechsel zwischen Carl Friedrich Gauss und Christian Ludwig Gerling

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alles an dem j’ai démontré. — Das russische Steppenland scheint 
demnach doch ein geeigneter Boden für diese Spekulation, denn 
Schweikart (jetzt in Königsberg) ersann seine „Astral-Geometrie“, 
während er in Charkow war. 
Wenn ich Ihnen für die obigen literarischen Mitteilungen 
schon sehr dankbar hin, so ist dies beinahe noch in höherem Grade 
der Fall rücksichtlich der Familiennachrichten, die Sie mir gaben. 
Sie erachten leicht, wie herzlichen Anteil ich daran nehme, daß 
Ihre Söhne in Amerika prosperieren und mit welcher Sehnsucht 
ich viele Jahre der Nachricht entgegengesehen habe, ob meine da 
maligen Hoffnungen sich bestätigt fänden. Wenn Sie ihnen schrei 
ben, bitte ich, sie von mir herzlich zu grüßen. Auch möchte ich 
bitten, mir gelegentlich die Wohnorte womöglich so zu bezeichnen, 
daß ich versuchen kann, sie auf der Landkarte zu finden. — Über 
amerikanische Zustände, namentlich der Ansiedler, habe ich neuer 
dings manches Neue aus Büchern gelernt, deren Verfasser f 1 ] m. W. 
noch nicht bekannt ist, aber, offenbar aus Autopsie, eine Reihe 
von Novellen oder dergl [eichen] liefert, die den Zustand dieser 
Wirtschaften schildern. Ich las bis jetzt Kajütenbuch, Pflanzen 
leben und Nathan. Diese Bücher führen, wenn ich nicht irre, den 
gemeinschaftlichen Titel: Lebensbilder aus dem Westen[ 2 ], 
Mit großem Vergnügen sehe ich der versprochenen weiteren 
Mitteilung über den Versuch mit dem Theodoliten entgegen. Ich 
muß aufrichtig gestehen, daß die Sache mir bis jetzt noch nichts 
weniger als klar ist, namentlich wie der Fehler entsteht, daß die 
Winkel alle zu groß werden, wie in den drei von mir (Ausgleichs] 
R[echnung] S. 168) zur Sprache gebrachten Fällen. Herzlich freue 
ich mich, daß Sie sich mit dem Gegenstand beschäftigen. Wir 
werden gewiß daraus etwas Bedeutendes lernen. Auch die Federung 
in den Speichen, die, wenn ich nicht irre, Struve zur Sprache 
gebracht hat, ist mir, wie ich Ihnen gestehe, keine recht plausible 
Hypothese. 
Daß Ihre letzte geodätische Abhandlung noch nicht im Druck 
ist, tut mir leid. Dieterich pflegte sonst doch ziemlich damit bei 
der Hand zu sein, soweit ich es beurteilen kann. Von Ihrem im 
Buchhandel einzeln ganz vergriffenen „Supplementum“ ist jetzt 
Hoffnung, in einer Halleschen Antiquarshandlung ein zweites 
Exemplar zu akquirieren. 
Nun sollte ich Ihnen eigentlich auch Nachricht geben von dem, 
was ich inzwischen getrieben habe. Das ist aber blutwenig und 
beschränkt sich in literarischer Beziehung auf einen kleinen Aufsatz 
t 1 Gemeint ist Charles Sealsfield, Pseudonym für Karl Postl, geh. 1793, gest. 1864; 
ursprünglich Ordenspriester, seit 1832 als Farmer, Redakteur und Korrespondent in Nord 
amerika; Schöpfer des ethnographischen Romans.] 
[ 2 Der genaue Titel lautet: „Lebensbilder aus beiden Hemisphären.“]
	        
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