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angenehm. Wir leben hier nun schon seit Ende Oktober ohne einen
Pfennig Gehalt, bei uns allen herrscht Mangel, bei manchen reißt
wirkliche Not ein; doch ließe sich das noch einstweilen ertragen,
wenn wir nur nicht dazu noch in der größten Ungewißheit lebten;
denn es ist über unsere Schulanstalten noch nichts beschlossen, wir
wissen noch gar nicht und haben auf keinerlei Weise eine Erklärung
darüber erlangen können, ob die hiesigen Schulanstalten nach dem
erweiterten Plane, der ihnen vor 1% Jahren gegeben wurde, fort-
bestehen sollen oder nicht, in welchem letzteren Falle dann zu
guter Letzt noch die neu angestellten Lehrer leichtlich könnten
verabschiedet werden. Wir setzen bis jetzt noch unsere Geschäfte
fort, um zusammenzuhalten, was wir ungern zerfallen sähen, und
harren der endlichen Entscheidung mit Ungeduld; wie lange dies
aber noch möglich sein wird, ist eine andere Frage. —
Hr. v. Lindenau kam vor 8 Tagen hier mit seinem Korps durch
und hielt sich 2 Tage hier auf; in welcher Zeit ich ihn aber, seiner
vielen Geschäfte wegen, nur auf Augenblicke habe sehen können.
Er schien mir sehr froh zu sein und wird es gewiß dereinst noch
mehr sein, wenn er erst nach endlich errungenem Frieden heim
kehrt. Mir ist es noch bis jetzt nicht so gut geworden, eine be
stimmte Aussicht zu einem ähnlichen Wirkungskreise zu finden;
ich habe mich aber mehrfach erboten, mit ins Feld zü ziehen, wo
sich eine Gelegenheit findet, durch mathematische Kenntnisse zu
nützen, und erwarte, gelegentlich dazu aufgefordert zu werden. —
Mich zu einem Dienste zu erbieten, wo nur die Körperkraft wirkt,
hielt ich unter den jetzigen Umständen für Unrecht, in der
Ueberzeugung, daß ich vielleicht zu Hause mehr nützen kann. —
Von Hamburg habe ich noch unterm 30. Dezbr. einen Brief
gehabt. Die schreckliche Lage der Stadt schildern zu wollen, wäre
ein vergebliches Unternehmen. — Wie sehr ich bei diesen Ver
hältnissen von Unruhe und Besorgnis gequält bin, erachten Sie
leicht. — Enckes haben unterm 16. Dezbr. von Lübeck aus geschrie
ben, wo damals ihre Batterie lag. Wahrscheinlich bereiten sie sich
jetzt zur Einnahme Hamburgs. — Der Himmel schütze sie! —
Ich schließe hier mit herzlichen Empfehlungen an Ihre Frau
Gemahlin und die Kleinen und mit der Bitte um die Fortdauer
Ihrer Gewogenheit.
Von ganzem Herzen der Ihrige
C. L. Gerling.
Nr. 39. [Gerling an Gauß.]
Kassel, 17. Februar 1814.
Das besonders schöne Wetter, was wir in den vorigen Tagen
hatten, hat mich zu der Hoffnung veranlaßt, daß Sie, verehrtester
Herr Professor, mehrere Beobachtungen für die Opposition der