damit abgegeben und wir haben von Zeit zu Zeit unsere meletemata
verglichen. Die Sache scheint aber sehr viel tiefer zu liegen, als ich
früher vermutete und mag vielleicht dem Euclid schon Kopf
brechen gemacht haben. — Doch aber sagt mir ein dunkles Gefühl,
daß hier noch irgend ein Lehrsatz verborgen liegen muß, der, wenn
er einmal gefunden ist, durch seine Einfachheit vielleicht über
rascht. — Vor einem Jahr hatte ich mir auch noch nicht möglich
gedacht, daß der Satz von den symmetrischen Körpern am Ende so
überraschend einfach werden würde, wie ich ihn neulich über
schrieb.
Einen kleinen hübschen geometrischen Lehrsatz habe ich da
gegen erst gestern von Stegmann gelernt, den ich Ihnen doch mit-
teilen will. Mir war er neu und St[egmann] hat ihn auch nirgend
auffinden können.
Wenn man in einem geradlinigen gegebenen Kegel beliebige
Parabeln schneidet und dieselben alle orthographisch auf die
Grundfläche projiziert, so sind die Projektionen selbst wieder
Parabeln, welche einen gemeinschaftlichen Brennpunkt im Mittel
punkt der Grundfläche haben.
Endlich lege ich Ihnen als „gedruckte Sache“ noch ein Pro
gramm von Burhenne f 1 ] bei, was mir dieser Tage zugeschickt
wurde. Ich muß gestehen, daß ich die Sache nicht recht verstehe
und noch weniger absehe, inwiefern der Satz von so großer Wichtig
keit ist. — Sie würden mich verpflichten, wenn Sie mir gelegentlich
Ihr Urteil über die Sache mitteilten.
Von Herzen der Ihrige
Gerling.
P. N. Sollten Sie Hermann[ 2 ] oder Siebold[ 3 ] etwa sehen, so
erzählen Sie ihnen doch, daß ich den nun endlich befreiten
Jordan[ 4 ] gestern zum erstenmal seit 5% Jahren wieder gesprochen.
Er ist geistig nach wie vor der Alte, aber körperlich so zusammen
gebrochen, daß ich sehr fürchte, er werde seine Befreiung nicht
lange überleben.
Nr. 351. [Gerling an Gauß.]
Marburg, d[en] 26. Juni 1845.
abgeschickt erst d[en] 28.
Anbei erhalten Sie, hochverehrter Freund, unsere magnetischen
Beobachtungen des letzten Termins. Wenn mich mein Gedächtnis
C 1 Burhenne, Georg Heinrich, geh. 1805, gest. 1876; Lehrer der Mathematik a. d.
Gewerbeschule in Kassel.]
[ 2 Hermann, Karl Friedrich, geh. 1804, gest. 1855; 1832 Professor d. klassischen
Philologie a. d. Universität Marburg, 1842 desgl. in Göttingen.]
[» Vgl. Brief Nr. 220, Anm. 1 auf S. 409.]
[ 4 Vgl. die Anmerkung 1 zu Brief Nr. 222, S. 412.]