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nicht täuscht, so kommen diesmal bedeutendere Veränderungen vor,
als wir sonst gewöhnlich hatten; und wünsche ich zu erfahren, wie
unsere Beobachtungen ausgefallen sind, um namentlich auch meinen
jungen Leuten, unter denen sich jetzt, wie Sie sehen, wieder ein paar
Neueingetretene finden, wieder frischen Mut machen zu können.
Ich glaube, daß sie sich auch jetzt wieder recht viel Mühe gegeben
haben; und würde es mich freuen, ihnen anzeigen zu können, daß
auch etwas dabei herausgekommen.
Es war, glaube ich, hei dem vorletzten Termin, als ich Ihnen
den von Hessel aufgefundenen kürzeren Beweis für den Inhalt
symmetrischer Polyeder anzeigte. Seit jener Zeit, richtiger seit den
Weihnachtsferien, habe ich einen großen Teil meiner Zeit darauf
gewendet, zu versuchen, ob ich nun nicht vollends die Exhaustions-
methode aus der Elementarmathematik dadurch fortschaffen
könnte, daß ich den Satz: Pyramiden sind gleich bei gleicher
Grundfläche u[nd] Höhe, unabhängig bewiese. Alle diese Versuche
sind aber leider vergeblich gewesen; und ist mir nur das dabei
merkwürdig erschienen, daß alle, auch die verschiedenst an
gefangenen immer endlich darauf zurückkommen, zu beweisen:
daß 2 dreiseitige Pyramiden gleich groß sind, wenn in ihnen ein
Dreieck ABC kongruent und eine Kante in jeder (AD und AE)
ß
durch einen Punkt A desselben beiderseits gleich. Einen direkten
Beweis dafür zu finden, hat mir aber auf keine Weise gelingen
wollen; so daß ich endlich mich definitiv habe entschließen müssen,
die darauf verwendete Zeit verloren zu geben und meinen Lorenz
ohne diese gewünschte Verbesserung fertig zu machen, womit ich
jetzt beschäftigt bin.
Dagegen hat eine kleine praktische Arbeit, die ich in den
Osterferien machte, vielleicht einiges Interesse. Die bisherige An-
gäbe der Höhe meines Turms über der Lahn beruhte auf einer
1827 gemachten, sehr weitläufigen Nivellierung über den Schloß-
herg hin, der ich 1842 noch ein kleines Stück hinzusetzte. Ich
wünschte dies nun unmittelbar zu bestätigen oder zu berichtigen,
und fing schon im vorigen Herbst damit an, von meinem Turm aus
an dem etwa 3000—4000 Fuß entfernten Berge einen Punkt zu
bestimmen, der im Horizont meines Turms läge, um von diesem