Full text: Briefwechsel zwischen Carl Friedrich Gauss und Christian Ludwig Gerling

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schreiben. Wahrscheinlich aber kennen Sie die Sache schon 
spezieller. 
Sehr eilig muß ich hier schließen. 
Von Herzen der Ihrige 
Gerling. 
Nr, 354, [Gerling an Gauß.[ 
Marburg, d[en] 15. Septbr. 1845. 
Anbei, hochverehrter Freund, schicke ich Ihnen die Beob 
achtungen des letzten magnetischen Termins. Ich glaube, daß 
gut beobachtet ist, und bedaure nur, daß die großen Veränderungen, 
welche am Anfang stattfanden, nicht etwas später eingetreten sind, 
um sie sicherer aus vorhergehenden und späteren zu konstatieren. 
— Ich kann mir nämlich nicht wohl denken, daß Herr Moesta, der 
doch hier schon seinen vierten Termin mitmachte, sich etwa 
um 5 Zentimeter verlesen hätte. — Sehr bitte ich, mich aber zu 
belehren, ob sich Ähnliches auch anderswo findet. Was ich zu 
Aufklärung der Sache beitragen kann, ist folgendes: 1.) Als am 
29. Aug[ust] abends die Stadtuhr K10 schlug, hatte ich Hrn. Moesta 
noch nicht kommen hören, ich ging also in das magnetische 
Zimmer, steckte die Lichter an, revidierte den Stand und stellte 
den Schirm; bei diesem letzten Geschäft fand ich 510 etwa in dem 
Durchgehen, bemerkte aber, daß der Magnet sehr stark in Be 
wegung war zu großem Zahlen, und ärgerte mich, daß ich (meiner 
Meinung nach) soviel Wind gemacht hätte. Als ich den Schirm 
gestellt hatte, so daß etwa 510 in seiner Mitte erschien, kam 
Hr. Moesta, damals war die Uhr etwa 9 h 56' Göttinger Zeit. Ich 
verließ ihn mit den Worten: „Der Schirm steht nahe auf 510, Sie 
werden vielleicht aber noch nachhelfen müssen, denn der Magnet 
ist leider ins Schaukeln gekommen.“ 
(NB. Der Schirm ist ein vertikales Brettstück, welches 2 Dezi 
meter vor der Skala steht, um zu verhindern, daß man im Fern 
rohr die Lichter sieht. In diesem ist ein Ausschnitt, welcher 
6 Zentimeter der Skale dem Fernrohr freiläßt, so daß, als ich 510 
in die Mitte des Schirms stellte, der Magnet von 480 bis 540 
schwanken konnte, ohne den Schirm zu verrücken.) 
2. ) Als Hr. Moesta mir nun seine Beobachtungen brachte und 
ich hei 10 h schon 567 sah, fragte ich ihn, ob er seiner Sache gewiß 
sei, weil er dann am Schirm habe rücken müssen. Er bejahte 
dieses und bemerkte, daß er mehrmals in den 2 Stunden an dem 
Schirm habe rücken müssen. 
3. ) Ex post habe ich ein Frankfurter Journal gelesen, daß in 
der Nacht vom 29. auf den 30. in London ein merkwürdiges Nord 
licht gesehen worden sei. Ich habe dergleichen nicht bemerkt.
	        
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