Full text: Briefwechsel zwischen Carl Friedrich Gauss und Christian Ludwig Gerling

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sich diesmal doch ziemlich lebhafte Bewegungen gezeigt und bin 
ich neugierig, zu erfahren, wie unsere Arbeit mit andern stimmt. 
Ich habe diesmal, wie Sie sehen, mehrere neu hinzukommende 
Beobachter dabei gehabt, glaube aber, daß sie ihre Sache doch 
gut, wenigstens sorgfältig, gemacht haben, wie denn überhaupt 
meine Zuhörer diesen Sommer mir Freude machen. Einiger Ersatz 
für meinen armen, am 15. Mai in Königsberg verstorbenen West- 
phalen! 
Den vorigen Termin schickte ich durch den Hrn. Dr. Conradi, 
der mir auch einen Brief von Ihnen mitbrachte. Hoffentlich wird 
er das Paket Ihnen seinerzeit richtig zugestellt haben. Es lag damals 
auch ein Brief von Hagen über die Nivellierungsangelegenheit bei. 
Ich bin so frei, um deren Rücksendung zu bitten, da ich gerade eine 
Mitteilung von Wiegrebe vom 8. Juni über verschiedene Höhen 
angaben zu vergleichen und von jener (letzten) Hagenschen noch 
keine Abschrift habe. 
Von wissenschaftlichen Dingen kann ich eigentlich nichts 
melden, da ich diesen Sommer meine Kräfte, ausschließlich fast, 
auf meine Zuhörer verwenden muß. Indessen kann ich doch melden, 
daß mit dem Lorenz endlich von dem Verleger Ernst gemacht wird 
und ich die ersten Kupferstiche deshalb zur Korrektur habe. 
Zum erstenmal kam ich in den Fall, eine recfiisgewundene 
Schraube für den Druck definieren zu müssen. Ich weiß nicht 
besser also so zu sagen: so gewunden, daß jeder Punkt der vertikal 
stehenden Schraube außer der Achse in die Tiefe nur gelangen 
kann, wenn er von Ost durch Süd nach West geht. — Gibt es eine 
bessere Definition, so verpflichten Sie mich sehr durch die Mit 
teilung. 
Eine ähnliche Bewandtnis hat es mit der Definition der Längen 
achse eines Maßstabs. Bessel gebraucht das Wort so, gibt aber, 
soviel ich sehe, keine Definition; und wenn Matthieu in seinem 
Zertifikat für die toise sagt: „la ligne, qui la partage en deux parties 
egales dans toute son etendue“, so scheint mir das nicht genügend. 
Ja, ich zweifle, ob sich überhaupt eine genügende Definition geben 
läßt. Vielleicht sagte man wohl noch am besten: Die Linie, welche 
überall die Breite und Dicke halbiert. 
Von Ihren Söhnen in Missouri habe ich noch keine Nach 
richt [ J ], kommt solche, so werde ich Ihnen Nachricht geben. 
Mit herzlichen Empfehlungen von den Meinigen und an 
Thereschen 
der Ihrige 
Gerling. 
t 1 Ein Brief von Gauß fehlt hier offenbar.]
	        
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