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Nr. 365. [Gerling an Gauß.]
Marburg, d. 17. Jul. 1847.
In dankbarster Erwiderung Ihres heute morgen eingegangenen
Briefes antworte ich gleich in der Absicht, morgen früh die Antwort
zur Post zu besorgen.
1. ) Von meinem Sohne, nach welchem Sie sich so freundlich
erkundigen, habe ich noch keine direkten Nachrichten, wohl aber
indirekte, die mich hoffen lassen, daß erstere nun nicht gar lange
mehr ausbleiben und wenigstens nicht ganz übel lauten werden.
Am 4. Juli erhielt ich nämlich über Hamburg die Nachricht, daß
eine Post aus New Orleans vom 7. Juni (Hibernia, NewAork 15. Jun.,
London 29. Jun.) auf Lloyds die Nachricht gebracht, daß sein Schiff
(Louisiana Kapit[än]Baetjer)am SO.Mai glücklich angekommen sei.
— Die beiden in Bremen erscheinenden Zeitungen geben den
30. und 31. Mai verschieden an, es wird also eine Nachtankunft
gewesen sein. Jedenfalls ist die Reise (49 Tage) sehr schnell ge
gangen, denn im ganzen vorigen Jahr ist kein Schiff unter 54 Tagen
hingekommen nach der Heinekeschen Schiffsliste. Ich meldete dies
gleich den Eltern seines Reisegefährten (Dr. Hauck aus Jesberg);
dieselben haben aber ebensowenig bis jetzt direkte Nachrichten. —
Am 6. Juli sagte mir nun ein hiesiger Mann, welcher ihm eine
Adresse nach New Orleans gegeben hatte, daß er mit derselben Post
einen Brief vom 6. Juni habe, worin meines Sohnes keine Er
wähnung geschehen, obwohl eines anderen Arztes, den er etwa
4 Wochen früher nach Vera Cruz zur Armee befördert, erwähnt sei.
Wir hoffen, daraus schließen zu dürfen, daß die beiden jungen
Leute übereinstimmend mit unserem Rat, sich in New Orleans gar
nicht aufgehalten, sondern um der Hitze zu entgehen, gleich von
Bord zu Bord nach St. Louis weitergegangen sind. — Inzwischen
hatte ich schon am 3. Juli einen Brief, der auch gute Hoffnung
erweckt. Ich hatte nämlich gleich nach Abschluß des Schiffs
akkords sowohl Ihren beiden Hrn. Söhnen, als auch einem jungen
Bekannten, der seit einem Jahr in Missouri sich angesiedelt, die
nahe Ankunft angezeigt, um seinen Eintritt in die dortige Welt
nach Umständen und Gelegenheit vorzubereiten. Letzterer schreibt
mir nun, daß schon seit Mitte Mai in St. Louis Briefe für ihn
deponiert seien mit der Anzeige, daß an einem Ort, wo bisher ein
deutscher Arzt gute Praxis gehabt, bei dessen nahe bevorstehendem
Abgang sein Hinkommen gewünscht werde.
2. ) Wegen der Dissertation, die ich herzlich verdanke, habe ich
einen doppelten Irrtum zu entschuldigen. — Wirzen hatte mir
richtig den Namen Quintus Icilius angegeben. Ja, ich hatte noch
aus meinen Gymnasial-Erinnerungen ihm selbst den Namen