— 54
eigentlich dem Abt Patt, wegen seines großen Anteils an meinen
Angelegenheiten, schuldig, ihm auch Nachricht von dieser fatalen
Geschichte zu geben; kann mich aber nicht überwinden, sie noch
einmal zu schreiben. Wenn Sie ihn sprechen sollten, so haben Sie
wohl die Güte, sie ihm in meinem Namen mitzuteilen. — Ich bleibe
nun freilich einstweilen hier, aber wirklich wegen der ärgerlichen
Auftritte, von denen ich nur die geschrieben habe, die mich am
meisten angehen, recht mit Widerwillen. — Ich hoffe, bei der
Reorganisation so vieler deutscher Provinzen wird sich ja wohl ein
anderes, meinen Neigungen mehr entsprechendes Amt finden. —
Jetzt zu etwas Angenehmerem.
Nicolai hat mir unterm 30. April geschrieben u. mich gebeten,
Ihnen zu sagen, daß er durch Binder Nachricht von Lindenau habe.
— Er ist mit dem Herzog von W. nach Paris gegangen und wird von
da in diplomatischen Geschäften nach London reisen. N. glaubt,
er werde vor seiner Rückkehr auch noch einen Abstecher nach
Sizilien machen.
Von Hamburg habe ich unterm 2. Mai einen offenen Brief
gehabt. Noch war es nicht übergeben, man hoffte aber sehr darauf.
Enckes Familie ist sehr froh über die letzten Nachrichten gewesen,
die ich unterm 25. April hingeschrieben hatte. Sie erwartete seine
Ankunft als sehr nahe, und so denke ich, soll er in ein oder zwei
Monaten in Göttingen eintreffen. —
Mit Vergnügen höre ich von dem Baumeister Müller, den ich
gestern zufällig in Münden sprach, daß es mit dem Bau der neuen
Sternwarte gut geht und daß er bald die Wohngebäude anzufangen
denke. — Dann werden Sie ja wohl schon künftigen Sommer dort
wohnen? —
Hier schließe ich heute, indem ich nochmals mich entschuldige,
daß ich Ihnen so viele unangenehme Dinge schrieb. — Ein paar
Zeilen Antwort, besonders auch wegen der Beobachtungen, würden
mich sehr erfreuen. — Herzliche Empfehlungen an die Ihrigen.
Joseph hält doch bald sein Versprechen? — Erhalten Sie mir Ihr
Andenken und Ihre Liebe.
Von ganzem Herzen der Ihrige
Gerling.
TVr. 45. [Gerling an Gauß.]
Kassel, den 24. Mai 1814.
Meinen heutigen Brief, bester Herr Professor, nebst der an
liegenden Abhandlung, über deren lange Zurückbehaltung ich
mich nochmals recht sehr entschuldige, bringt Ihnen Herr Dr. Gold
mann, ein bisheriger Kollege von mir, der durch die Reduktionen
unserer Besoldungen und das ganze Verfahren gegen die Schul
anstalten bewogen ward, sein Amt niederzulegen, und nun nach