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Nr. 384. [Gerling an Gauß.]
Marburg, den 28. Januar 1853.
Meinen herzlichsten Dank sage ich Ihnen, hochverehrter
Freund, für Ihren lieben Brief vom 30. Dezbr., welcher mir zum
guten Omen für das neue Jahr gerade am Neujahrsmorgen gebracht
wurde. Er machte den erfreulichen Abschluß einer vergnügten
Woche, in welcher wir wieder gesund alle beisammen die Festtage
zugebracht hatten und auch mancherlei erfreuliche Nachrichten
von außen eingelaufen waren, unter anderm auch von Amerika, wo
alle wohlauf waren.
Ich würde auch früher schon Ihnen gedankt haben, wenn nicht
gleich nach Neujahr die Grippe bei uns eingekehrt wäre, so daß
3 von uns immer leidend, teilweise bettlägerig waren, und ich
selbst, obschon so bedeutend gebessert, daß ich diese Woche nur
eine Stunde auszusetzen brauchte, noch eine Mattigkeit habe, die
mir selbst das Schreiben schwer macht. —
Mit großem Vergnügen habe ich aus dem Briefe entnommen,
daß Sie gottlob wohlauf sind. Schon der frische Geist, der in dem
Brief herrscht, mußte, abgesehen von der darin enthaltenen Be
lehrung, mir zu großer Freude gereichen. Sie klagen eigentlich
nur darüber, daß Sie Vorlesungen halten müssen, und ich kann
mich in diese Stimmung hineindenken, weil der Nutzen, den Sie
dadurch stiften, nicht im Verhältnis steht zu dem Opfer an schrift
stellerischer Tätigkeit, welches Ihnen dadurch zufällt. — Sollten
Sie aber nicht vielleicht eine Ihren Wünschen entsprechende Ein
richtung durchsetzen können, dergestalt, daß man Sie zum Behuf
Ihrer schriftstellerischen Arbeiten von Zeit zu Zeit auf ein halbes
oder auch ganzes Jahr vom Vorlesunghalten dispensierte? Ihr
Kuratorium weiß doch gewiß auch das zu schätzen, was Sie durch
wissenschaftliche Arbeiten der Universität leisten.
Das Buch: Briefwechsel von Olbers u[nd] Bessel habe ich
bis jetzt nur gesehen, als es mir zur Einsicht aus dem Buchladen
geschickt wurde, es aber für die Bibliothek beantragt, von wo aus
ich es in den Ferien zu leihen und etwas näher durchzugehen
hoffe. Sollte es nicht angemessen sein, daß dasjenige darin, welches
zu irrigen Voraussetzungen in der Literaturgeschichte Anlaß gehen
könnte, in einer Anzeige in den G. G. A. korrigiert würde? Wenn
Sie selbst auch solche Anzeige zu schreiben keine Lust haben
sollten, so, dächte ich, würde einer Ihrer jüngeren Kollegen, z. B.
Sartorius oder Listing, wenn Sie ihm die Materialien mündlich
suppeditierten, sich gerne dazu verstehen, der Literaturgeschichte
diesen Dienst zu leisten.
Was den mit Nr. 837 und Nr. 838 der Astronomischen] Nach
richten] ausgegebenen Bücherkatalog betrifft, so ist mir derselbe
nun noch einmal von der Buchhandlung zugegangen. (Derselbe