— 802 —
unterbrechen. — 1839, als alle Welt mich wegen des Zusehens beim
Anfertigen Daguerescher Bilder anfiel, habe ich die Bedingung ge
macht, daß jeder (unberufene) Zuschauer mir 1H Stunden lang
Platten schleifen mußte. Heute gedenke ich vorläufig festzustellen,
daß ich dreimal höchstens in der Woche solche Experimente mit
unternehmen will, wenn die (unberufenen) Teilnehmer mir
10 Taler zu einem wohltätigen Zweck anvertrauen.
Mit dem herzlichen Wunsch, daß es Ihnen und den Ihrigen
wohl gehe
der Ihrige
Gerling. [ x ]
Nr. 386, [Gauß an Gerling.]
Göttingen, den 21. April 1853.
Recht sehr danke ich Ihnen, mein liebster Freund, für die
gütige Mitteilung Ihres Versuchs mit der Tischbewegung. Ich
hatte mir vorgesetzt, Ihnen heute nachmittag darauf zu antworten
und meine eigne Ansicht der Sache auseinanderzusetzen. Da dies
jedoch ohne einige Weitläufigkeit nicht wohl geschehen konnte,
so war es mir sehr erfreulich, heute morgen — unter so vielem
Unsinn, den uns die öffentlichen Blätter darüber bieten — in
einem Blatte einen Aufsatz zu finden, wodurch mir jene Mühe er
spart wird. Das Blatt ist das heute morgen hier angekommene
Aufsatz hatte zwei Namensunterschriften, den ersten habe ich ver
gessen, ob das Konvers[ations] Bl[att] oder die Didaskalia, und der
Aufsatz hatten zwei Namensunterschriften, den ersten habe ich ver
gessen, der andere war Poppe. Gerade dasselbe, was in diesem Auf
sätze steht, würde ich Ihnen auch haben schreiben müssen. Nament
lich habe ich auch an unserm runden, ziemlich massiven (vielleicht
50 Pfund schweren) Eßtisch mit Theresen einen Versuch ge
macht, um zu prüfen, mit wieviel Druck die vier flach aufliegenden
(einander nicht berührenden) Hände, natürlich also einem ab
sichtlich nicht senkrechten, sondern gleichsam tangential wirken
den Druck, der Tisch in rotierende Bewegung gesetzt wird, und zu
meiner eigenen Verwunderung gefunden, daß dazu nur ein sehr
geringer Druck nötig war. Der dreifüßige Tisch stand noch dazu
auf einem Teppich. Wenn ich nun bedenke, daß von jenem Druck
ich selbst gewiß den bei weitem größten Teil ausgeübt habe, so
glaube ich, daß bei einem so winzig leichten Tisch wie der von
Ihnen beschriebene auf jede der acht Hände nur ein so gering
fügiger Anteil kommt, daß die nach ^ständigem Warten un
empfindlich gewordenen Hände selbst nichts davon wissen.
t 1 Auf diesem Briefe findet sich eine Notiz von Gauß’ Hand mit folgendem Inhalt:
„Unser kreisrunder Eßtisch hat Durchmesser 1 m, 180; die Füße bilden ein gleich
seitiges Dreieck, Seite etwa 0 m, 570.“]