Full text: Briefwechsel zwischen Carl Friedrich Gauss und Christian Ludwig Gerling

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unterbrechen. — 1839, als alle Welt mich wegen des Zusehens beim 
Anfertigen Daguerescher Bilder anfiel, habe ich die Bedingung ge 
macht, daß jeder (unberufene) Zuschauer mir 1H Stunden lang 
Platten schleifen mußte. Heute gedenke ich vorläufig festzustellen, 
daß ich dreimal höchstens in der Woche solche Experimente mit 
unternehmen will, wenn die (unberufenen) Teilnehmer mir 
10 Taler zu einem wohltätigen Zweck anvertrauen. 
Mit dem herzlichen Wunsch, daß es Ihnen und den Ihrigen 
wohl gehe 
der Ihrige 
Gerling. [ x ] 
Nr. 386, [Gauß an Gerling.] 
Göttingen, den 21. April 1853. 
Recht sehr danke ich Ihnen, mein liebster Freund, für die 
gütige Mitteilung Ihres Versuchs mit der Tischbewegung. Ich 
hatte mir vorgesetzt, Ihnen heute nachmittag darauf zu antworten 
und meine eigne Ansicht der Sache auseinanderzusetzen. Da dies 
jedoch ohne einige Weitläufigkeit nicht wohl geschehen konnte, 
so war es mir sehr erfreulich, heute morgen — unter so vielem 
Unsinn, den uns die öffentlichen Blätter darüber bieten — in 
einem Blatte einen Aufsatz zu finden, wodurch mir jene Mühe er 
spart wird. Das Blatt ist das heute morgen hier angekommene 
Aufsatz hatte zwei Namensunterschriften, den ersten habe ich ver 
gessen, ob das Konvers[ations] Bl[att] oder die Didaskalia, und der 
Aufsatz hatten zwei Namensunterschriften, den ersten habe ich ver 
gessen, der andere war Poppe. Gerade dasselbe, was in diesem Auf 
sätze steht, würde ich Ihnen auch haben schreiben müssen. Nament 
lich habe ich auch an unserm runden, ziemlich massiven (vielleicht 
50 Pfund schweren) Eßtisch mit Theresen einen Versuch ge 
macht, um zu prüfen, mit wieviel Druck die vier flach aufliegenden 
(einander nicht berührenden) Hände, natürlich also einem ab 
sichtlich nicht senkrechten, sondern gleichsam tangential wirken 
den Druck, der Tisch in rotierende Bewegung gesetzt wird, und zu 
meiner eigenen Verwunderung gefunden, daß dazu nur ein sehr 
geringer Druck nötig war. Der dreifüßige Tisch stand noch dazu 
auf einem Teppich. Wenn ich nun bedenke, daß von jenem Druck 
ich selbst gewiß den bei weitem größten Teil ausgeübt habe, so 
glaube ich, daß bei einem so winzig leichten Tisch wie der von 
Ihnen beschriebene auf jede der acht Hände nur ein so gering 
fügiger Anteil kommt, daß die nach ^ständigem Warten un 
empfindlich gewordenen Hände selbst nichts davon wissen. 
t 1 Auf diesem Briefe findet sich eine Notiz von Gauß’ Hand mit folgendem Inhalt: 
„Unser kreisrunder Eßtisch hat Durchmesser 1 m, 180; die Füße bilden ein gleich 
seitiges Dreieck, Seite etwa 0 m, 570.“]
	        
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