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Punkte). Sätze ohne Winkelgleichheit, die für den Kreis be
wiesen werden, gelten demnach sofort auch entsprechend für alle
Arten von Kegelschnitten. Die Lehre von den Tangenten beim
Kegelschnitt können wir nun mit Hilfe des Kreises leicht er
weitern. Natürlich läßt sich der betreffende Satz auch einzeln
für jeden Kegelschnitt beweisen. Doch sind die Beweise am
Kreise einfacher.
Man ziehe von einem äußeren Punkte zwei Tangenten an
einen Kreis, verbinde die Berührungspunkte mit dem Mittelpunkte
und erhält einen Winkel am Mittelpunkte. Dann durchschneide
man beide Tangenten durch eine dritte Kreistangente. Die
Schnittpunkte derselben mit den beiden ersten verbinde man
wieder mit dem Mittelpunkte und beweise leicht durch Dreiecks
kongruenz, daß der so entstehende Mittelpunktswinkel die Hälfte
des ersten ist, also, wenn die ersten beiden Tangenten fest
bleiben, auch stets dieselbe Größe für irgend eine dritte Tangente
hat. Es folgt der Satz:
Satz 1. Verschiebt man eine bewegliche Tangente in vier
verschiedene Lagen, so daß sie auf zwei festen Tangenten desselben
Kegelschnittes je vier entsprechende Punkte AB CD und A 1 B 1 C 1 D 1
liefern, so ist das Doppelverhältnis für die vier Punkte der einen
gleich dem der anderen festen Tangente.
Es ist leicht zu zeigen, daß zwei Winkel wie AMB und
A X MB ± für den Kreis gleich sind (durch den oben genannten
Satz der beweglichen Tangente), daraus folgt für den Kreis die
Gleichheit der entsprechenden Winkel der Strahlenbüschel und
für die anderen Kegelschnitte die Gleichheit der anharmonischen
Verhältnisse.
Man kann mit Hilfe des Satzes 1 für zwei projektivische
Punktreihen beliebig viele Tangenten konstruieren, welche mit
hin gewissermaßen alle die Kurve „einhüllen“ (d. h. bei end
licher Krümmung unendlich kleine Stücke der Kurve ergeben).
Satz 2. Zu drei Punkten einer Punktreihe gibt es nur