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Ansdruck bringen. Hieraus wie aus manchem anderen geht der
Zusammenhang der Geometrie mit der Zahlenlehre schon hervor.
Damit ist aber keineswegs gesagt, daß sich alles in der letzteren
Verkommende auf genau Entsprechendes in der Geometrie zurück
führen lassen müsse und umgekehrt. Wie sollte man wohl etwas
derartiges von vornherein annehmen dürfen ? Man muß vielmehr
durch innere Erfahrung und genaue Untersuchung im einzelnen
festsetzen, ob sich in jeder Beziehung das Räumliche entsprechend
ordnen und sichten, unterscheiden läßt wie das Arithmetische.
Dabei ist klar, daß die räumliche Anschauung an sich etwas
anderes ist als die Zahlenvorstellung trotz aller Ähnlichkeit, trotz
der Zusammengehörigkeit in eine, die mathematische Wissenschaft.
Wir wollen kurz einiges anführen, was genauen Vergleich
verlangt. Auf die Vorstellung des Punktes, der Linie, des
Grenzenloskleinen, der Dimensionen kommt man zwar unter An
wendung gewisser auch bei Zahlen verwendeter allgemeiner
geistiger Eigenschaften, der Einheit, der Begriffsbildung, des
Zählens, der Verhältnisse. Aber das Einzelne und Genaue und
die Berechtigung dieser Anwendung nimmt man doch jedesmal
aus den Tatsachen, welche vorliegen und deren wir uns bewußt
werden.
Man vergleicht wohl einen Punkt mit der Null und spricht
vom Nullpunkte auf einer Linie. Wir sahen, daß etwas
Grenzenloskleines wie der Punkt für die endliche Ausdehnung als
nicht vermehrend, also in dieser Beziehung als gleich Null ange
sehen werden kann. Aber wir wissen doch, daß ein Punkt, den
wir als Anfangspunkt von Strecken benutzen und so auswählen
wollen, etwas Räumliches sein soll, was die Null an sich nicht
ist. Auf die arithmetische Null kommen wir durch Abziehen
einer Größe von sich selbst in derselben Behaftung. Wir werden
auch in der Arithmetik das begrenzt Unendlichkleine von
Null unterscheiden. Als Summand ist es nach uns bekannten
Grundsätzen neben Endlichem Null, d. h. nicht vermehrend. Ein