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Beim Körper lassen sich drei Ausdehnungen oder Dimensionen unter
scheiden (im gewöhnlichen Lehen Länge, Breite, Dicke genannt). Die Fläche
begrenzt den Körper derart, daß die eine Ausdehnung desselben an ihr ein Ende
findet, zwei aber in ihr weiter bestehen. Die Ausdehnungsgrößen zeigen sich
in den Bildern der sinnlichen Wahrnehmung; in der „Natur“ folgt
tatsächlich auf einen Körper mit bestimmten Eigenschaften (wie Glas) ein
anderer mit anderen Eigenschaften (wie Luft). Die sinnlichen Wahrnehmungen
des Glases haben an gewissem Orte ein Ende und es beginnen solche, durch
die wir den Stoff Luft bestimmen. Dies Ende selbst und dieser Beginn selbst
in geometrischer Schärfe ist nicht wahrnehmbar. Denken wir nicht mehr an
physikalische Stoffe, sondern an geometrische Körper derart, wie wir sie uns
zur Ausmessung in der sinnlichen Natur verstellen, so werden wir die Aus-
dehnuugsgrößen solcher Art, wenn auch nicht geradezu sinnlichwahrnehmbar,
so doch sinnlichvorstellbar nennen. Das Ende aber einer solchen Aus
dehnungsgröße, z. B. die begrenzende Fläche, ist in der einen Dimension, in der
sie begrenzen soll, nicht von einer sinnlichen Größe im Gegensätze zu den
endenden Größen, z. B. dem Radius der Kugel. Die sinnlich vor stellbaren
oder in der sinnlichen Vorstellung endenden Größen heißen danach endliche.
Die Grenzen selbst aber z. ß. die Oberfläche der Kugel haben keine derart end
liche Ausdehnung in der bestimmten Dimension (des Eadius).
Tatsächlich ist man oft genötigt, sich auch da noch geringe Ausdehnungen
vorzustellen, wo man sie nicht sinnlich wahrnehmen kann, die Vorstellung geht
weiter als die Wahrnehmung. Wir nehmen nicht etwas Unmögliches an, wenn
wir uns eine Art von kleinen Größen vorzustellen suchen, die so klein sind, daß
sie, an sinulichvorstellbare angesetzt, z. B. an den Kugelradius, dessen sinnlich
vorstellbare Größe gar nicht mehr vermehren. Oder besser: es möge die Fläche
nicht ganz und gar der dritten Ausdehnung, die der Körper besitzt, entbehren,
aber sie möge eine solche haben, daß sie zur Vermehrung der körperlichen,
endlichen dritten Ausdehnung nichts beiträgt, was noch sinnlichvorstellbar wäre,
und dadurch möge die Fläche den Körper „begrenzen“. Die Begrenzung
irgend eines endlichen körperlichen Elementes wird danach bewirkt durch die
Vorstellung von unendlichkleinen oder untersinnlichvorstellbaren
Größen der betreffenden Dimension.
Wir können uns so kleine Größen vorstellen, daß sie für unsere Sinne und
damit für die bloß sinnlich wahrgenommene Welt nicht vorhanden sind. In der
Tat tun wir dies in der Physik und in anderen exakten Wissenschaften oft:
wir stellen uns vor, wo wir nicht mehr wahrnehmen können. Gleichwohl ist
es möglich, sich mehrere solcher kleinen Größen vorzustellen und Verhältnisse