62
YII. Perspektivische und projektmsche
StrahlenMschel.
Mehrfach hatten wir gesehen, daß die Punkte eines Kegel
schnittes auch als Schnitt je zweier Strahlen aufgefaßt werden
können, z. B. bei der Leitkreisableitnng als Schnitt je eines von
einem Brennpunkte ausgehenden Strahles und eines Mitteliotes,
oder bei der Leitliniendefinition als Schnitt eines Brennstrahles
und Leitstrahles. Die Lehre von Strahlenbüscheln, deren Strahlen
sich zugeordnet zu je zweien in einem Punkte schneiden sollen,
ist im achtzehnten, hauptsächlich aber erst im neunzehnten Jahr
hundert entwickelt worden und heißt neuere, synthetische oder
projektivische Geometrie. Daraus sollen einige einfache Be
trachtungen, die für Kegelschnitte wichtig sind, genommen und
nach der Lehre von den Weitenbehaftungen ausgedeutet werden.
Unter einem Strahlenbüschel versteht man eine beliebige
Anzahl von geraden Linien, welche auf einer Seite durch einen
gemeinsamen Anfangspunkt, das Zentrum oder den Ausgangs
punkt des Büschels, begrenzt werden und nach der anderen
Richtung hin unbegrenzt verlaufen.
Man muß auch hierbei, für erweiterte Betrachtungen, die Gerade je nach
der Weitenbehaftung, ebenso ihren Anfangspunkt und die Schnittpunkte als
Grenzenloskleines definieren, namentlich aber parallele Strahlen genau danach
unterscheiden, ob es euklidische oder übereuklidische Parallelen sein sollen, ob
sie Schnittpunkte bestimmter Art in bestimmter höherer Behaftung haben. Be
liebige Verlängerung bedeutet eine Verlängerung beliebiger Art bestimmter Be
haftung oder für mehrere Behaftungen, was je nach der Weite der Betrachtung
zu unterscheiden ist.
Perspektivisch heißen zwei Strahlenbüschel, D, und 0„
(Fig. 11), wenn je zwei, „entsprechend“ zu nennende Strahlen
des einen und des anderen sich in einem Punkte ein und der
selben Geraden schneiden. Diese Gerade heiße die zu beiden