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«ine Parabel heraus; und man pflegt bisher zu sagen, es schnitten sich die beiden
Ebenen in der unendlicbfernen Geraden, jene Seitenlinie aber habe mit dieser
Geraden einen Punkt gemeinsam und dies sei „der“ unendlicbferne Punkt der
Parabel. Wie schon gesagt, soll man Anschaulichkeit von diesem unendlich-
fernen Punkte nicht verlangen und doch müßte sich hier die Abschaulichkeit
damit in einer besonders rätselhaften Weise vermischen. Solange nämlich ein
Punkt P der Parabel (Fig. 4) im Endlichen liegt, liegt der Strahl OP oder
seine Projektion auf die Papierebene OQ anschaulich vor. Wenn man aber den
Ausdruck der „einzigen unendlichfernen Geraden“ annimmt, ist die Anschauung
aufgegeben außer der Anschauung, daß Parallele vorliegen sollen, d. h. daß OR
parallel AQ sein soll; daß aber der Parabelzug sich wirklich bis in das Un
endliche erstrecken solle und man von einem wirklich im Unendlichen auf diesem
Zuge (!) liegenden Punkte sprechen könne, ist dann ausgeschlossen. Denn es
entfernt sich der Punkt P von dem Fußpunkte Q in der Papierebene immer
mehr; ein unendlichferner Punkt der Parabel, wenn er überhaupt noch ein Punkt
dieser sich immer mehr entfernenden Kurve sein soll, müßte auch eine unend
liche Entfernung von der Achse AQ haben, ebenso ein Punkt auf der anderen,
hinteren Hälfte der Parabel hinter Q. Beide können alsdann, anschaulich auf
gefaßt, gar nicht auf der Achse AQ liegen und diese allein wäre parallel zur
Seitenlinie OR! Es kann also einen einzigen uuendlichfernen Punkt der Parahel
danach gar nicht geben. Er ist also nicht einmal in derselben Weise an
genommen worden, wie der unendlicbferne Punkt zweier Parallelen; sollte das
sein, so müßte mau die Eigenschaft der Parabel, daß sich ihre Punkte immer
mehr von der Achse entfernen, ganz aufgeben. Dann aber kann von einer
Parabel nicht mehr die Rede sein, man könnte alsdann ebensogut statt Parabel
die Achse AQ setzen und sagen, sie habe einen unendlicbfernen Punkt mit der
Seitenlinie des Kegels gemeinsam. Mau will bisweilen aber sogar davon sprechen,
die unendlichferne Gerade sei eine Tangente für die Parabel, nicht etwa eine
Sekante (wie dies für die Hyperbel stimme). In Wahrheit ist aber die Eigen
schaft der Parabel aufgegeben worden (oder man müßte diese Eigenschaft auch
für das Unendliche beibehalten, was man nicht will), so daß auch der Unter
schied von einer Tangente und Sekante nicht mehr vorliegt. Man würde diese
gar nicht mehr anschaulich definieren können (auf die analytischen Ausdrücke
werde ich später eingehen).
Für die Lehre von den Weitenbehaftungen gestaltet sich dies klar und
bestimmt. Man hat zunächst genau zu sagen, was es heißen soll, die Ebene
durch 0 habe mit dem Kegel eine Seitenlinie gemeinsam, denn auch die Linie
ist für Behaftungen zu unterscheiden und zu definieren. Seitenlinien, die nur
Geißler, Kegelschnitte. 6