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dankenkraft sicherlich von diesem Ich auch nur wieder ein ganz
geringer armseliger Teil.
Ferner aber merken wir bei besserem Nachdenken, dass wir
den Zusammenhang zwischen dem vermeintlichen gefundenen Ein
fachen doch nicht völlig nachdenken, im Geiste wiederholen können,
wie er uns tatsächlich gegeben wird. Wir fangen an zu zweifeln,
ob die Zerlegung in die einzelnen Elemente eine wirklich restlose
Zerlegung des Wirklichen war und ob wir nicht etwa die Haupt
sache übersehen haben, die Zusammensetzungsmittel. Und dann
fangen wir an zu zweifeln, ob die Zerlegung, die Aufzählung der
einzelnen Bestandteile auch wirklich geschehen konnte, ohne dass
wir unbewusst schon die verbindenden Mittel mit hineinfügten,
kurz, wir merken, dass die Zerlegung nur ein einseitiges Machwerk
von uns war, welches nur gilt in beschränkter Art, mit dem wir
aber nimmermehr schöpferisch gestalten können, ohne uns unaus
gesetzt dabei der vor uns schwebenden zusammengesetzten Wirk
lichkeitsbilder zu bedienen. Das ist dann für die sehr unangenehm,
die sich schon eiubildeten, mit der Wissenschaft bis auf den Grund
zu kommen. Dann fangen sie an, sich die einzelnen Teile allein
zurechtzumachen. Sie säubern künstlich, d. h. durch ihre Forde
rung, durch ihre Zusammenstellung der Wörter und von allen Be
ziehungen gewaltsam gereinigten Begriffe die unangenehmen ver
wirrenden auftauchenden Wirklichkeitsbilder, sie definieren und
spielen den Selbstschöpfer. Sie glauben, wenn wir es uns selbst
so befehlen, dann bedeuten diese Begriffe nichts anderes als das
völlig aus allen Beziehungen Herausgerissene, und dann können
wir nachher die Beziehungen ebenso sauber dazu fügen, wie wir
wollen. Was sollen wir dazu sagen?
Die Arbeit des Denkenden ist es, das Gegebene zu zerlegen.
Aber es ist nur ein Teil seiner Arbeit. Darum ist dies auch keine
eigentliche Wissenschaft, sondern nur ein Anfang derselben, ein
Hilfsmittel, das man zuerst und lange gebraucht, aber dessen Miss
brauch oder einziger Gebrauch die Wissenschaft zur Handfertig
keit herabwürdigt. Die Arbeit der Wissenschaft ist es, den Zu
sammenhang zwischen den vorher, soweit es ging, getrennten Ele
menten zu begreifen, nachzudenken, worauf denn diese Trennung
beruhte, ob man nicht gerade durch diese Trennung ein beschränktes
Geschäft vornahm, zu prüfen, welches die Voraussetzungen solcher
Trennung sind, und welche Stellung diese Voraussetzungen ein
nehmen in alledem, was wir geistig besitzen. Die Phantasie