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gewaltige Scheu, eine unüberwindliche Abneigung. Die Vorstellungs
kraft erlahmt oder findet gar bald ihre Schranken; mit der „Vor
stellung“ in weiterem Sinne haben sie überhaupt nicht gern,
— wenigstens in ihren philosophischen Bemerkungen nicht — zu
tun; an das Empirische, Wahrnehmbare stösst meist sogleich die
Logik und diese besonders als Fähigkeit der Schaffung durch
Definitionen und Gewinnung von Spielraum für schöne Erfindungen.
Es gelten aber, wie Klein sagt (S. 228, gelegentlich einer Be
sprechung von Grenzpunkten) „auch für uns hier vor dem Unend
lichen stehend die Worte Schillers („Die Grösse der Welt“):
Senke nieder
Adfergedank’, dein Gefieder!
Kühne Seglerin, Phantasie,
Wirf ein mutloses Anker hie.“
Dass die mathematischen Vorstellungen des Untersinnlichen
und Übersinnlichen selbst für ganz junge Schüler nicht zu schwer
sind, 1 das haben jene freilich nicht erfahren und werden darin
auch nicht gern eigene Erfahrungen machen wollen. Jene wollen
nicht glauben, dass die Jugend geistige Kraft hat, um neu zu
prüfen und das Unendliche in das wissenschaftliche Denken herein
zuziehen. Wer recht hat, die Zukunft wird’s zeigen, und hoffent
lich eine sehr nahe Zukunft.
1 Vgl. K. G.: Gedankengänge mathematischer Schulaufsätze mit Benutzung'
der Weitenbehaftungen, Fries und Menge, Lehrproben und Lehrgänge, 1904
bis 1906. Zeitschr. f. iateinl. höh. Schulen: Die Deterrain. d. geom. Aufg. u,
d. Weitenbehaft., Jahrg. 15, H. 11, 12. Die projekt. Schnittkurve a. d. unendL
Kegelschnittkugel, Jahrg. 16, H. 2. Die Gerade als Ellipse und Hyperbel,
Jahrg. 16, H. 9. Die psych. Tätigkeit b. raath. Unten - ., Das Problem des Zenu
i. Anschauungsunterr. (D. Unterricht, III, N. 5, 6, 7, 8). Die Entsteh, der einf.
Raumgebilde im Geiste, Päd. Stud. 27, Nr. 1. Die Sätze von Menelaus, Ceva
u. vom vollst. Yierseite und d. Unendliche, Unterrichtsbl. VIII, N. 4. Siehe
auch das Buch: K. G.: Die Kegelschn. und ihr Zusammen!], durch d. Kontin.
d. Weitenbeh., H. W. Schmidt (Tauscher), Jena, 1905.