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Geistes oder der Wahrnehmung’, welche von niemand bestritten
werden können, und unser Führer ist das Prinzip des Wider
spruchs. Wir müssen aber natürlich Gegner jener philosophischen
Systeme sein, die eben zu Widersprüchen und unnötigen Beschrän
kungen (!) in dem mathematischen oder geometrischen Gebiet
führen“. Dass der Mathematiker ein Philosoph sein mag, das wird
r auf eine ganz sonderbare Art angeführt, nicht etwa, dass der
Mathematiker dadurch ein besserer Forscher in diesen Grund
fragen werde; vielmehr sagt Veronese: „Der Mathematiker mag
insofern ein Philosoph sein, als die Philosophie (!) aus einer neuen
Darlegung seiner Prinzipien grossen Nutzen ziehen kann.“ Der
Philosoph scheint ihm unfähig zu sein da irgendwie zu bestreiten,
er „kann die mathematischen und geometrischen Hypothesen (!)
nicht bestreiten, sondern muss suchen aus ihnen, wenn sie gut
bestimmt sind, einen möglichst grossen Gewinn zu erzielen.“ Aber
er will doch wenigstens (S. XVI): „VI. Die Axiome, Sätze und
Beweise sollen von Anfang an kein nicht definiertes Anschauungs
element enthalten“, freilich zu welchem Zwecke, das folgt alsbald:
„derart nämlich, dass bei der Abstraktion von der Anschauung von
dem geometrischen System nur ein System rein abstrakter Wahr
heiten (!) übrig bleibt, in welchem die Axiome die Stelle von be
stimmten Definitionen oder abstrakten Hypothesen einnehmen“!
So soll also für die beabsichtigten und gutgeheissenen Phantasien
hübsch von vornherein für „freies Feld“ gesorgt werden. Er defi
niert zwar, aber die Axiome sollen dann die Stelle von Definitionen
einnehmen; „die Axiome (S. XVI) sollen von Anfang an so ge
geben werden, dass für die verschiedenen möglichen (!) geome
trischen Systeme freies Feld bleibt“. Mit der „Möglichkeit ist
es in diesem Sinne ganz eigentümlich bestellt; es erscheint wenig
stens sicher so, als ob diese Möglichkeit auf diese Art von vorn
herein gesichert werden soll. Natürlich würde die Behauptung,
das sei ein Kunstkniff oder Taschenspielerei, entrüstet zurückge
wiesen werden. Der Begriff des Grundelementes wird ja auch
wenigstens durch „empirische Bemerkung“, kleingedruckt, geklärt,
wenn dies auch dabei als „nicht nötig“ bezeichnet wird. Für den
Punkt wird empirisch bemerkt, der „Begriff des Grundelementes
(Punkt) wird uns durch in Wirklichkeit ausser uns (in diesen
drei Worten stecken bereits bestimmte philosophische Behaup
tungen ! K. G.) in der äusseren Umgebung existierende Gegen
stände geliefert, z. B. durch das Ende eines Fadens“ (S. 226).